Ehre für den Allerweltsvogel
Der Star wird "Vogel des Jahres 2018" / Bei Winzern ist er kein gerne gesehener Gast.
BERLIN/FREIBURG (dpa/dbl). Er ist ein talentierter Imitator und ein Kunstflieger: Doch der Star (Sturnus vulgaris), einer der markantesten heimischen Vögel, wird seltener. Jetzt erhält der kleine Vogel eine große Ehre: Er wird "Vogel des Jahres 2018" und folgt damit auf den Waldkauz, den "Vogel des Jahres 2017". Das haben der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitgeteilt. Die Freude bei den Winzern dürfte sich in Grenzen halten.
Der Star ist für sein Talent bekannt, andere Vögel und Umgebungsgeräusche imitieren zu können. Er ahmt Hundebellen ebenso nach wie Alarmanlagen oder Handyklingeltöne. Im Herbst bilden Stare imposante Schwarmwolken, um gemeinsam in ihre Winterquartiere zu fliegen. Viele der Tiere ziehen aus Deutschland bis in den südlichen Mittelmeerraum oder nach Nordafrika. Andere Stare überwintern in Deutschland.
Dass die Wahl auf den Star gefallen ist, löst bei Winzern keine Jubelschreie aus. "Der Star ist kein gern gesehener Gast", sagte etwa Rolf Haxel, Präsident des Weinbauverbands Mosel. Gerade in den Randlagen der Weinberge sei nach dem Durchzug eines Schwarms oft keine einzige Beere mehr dran. "Die Stöcke sind ratzeputz leergefressen. Der Stil hängt dann dran wie eine Mumie."
Andere wie der Pfälzer Winzer Steffen Christmann haben ein ambivalentes Verhältnis zum Star. "Stare können ganz immense Schäden verursachen – nicht nur durch das, was sie wegfressen, sondern auch durch anpicken. Das fault dann weg", sagte der Präsident des Spitzenwinzer-Verbandes VDP. Auf der anderen Seite liebe er das Schauspiel der Schwärme am Himmel. "Wahnsinn, wie sie aufsteigen und dann herunterschießen."
Auch in Baden ist der Star gefürchtet. "Allerdings war dies in den vergangenen Jahrzehnten ein größeres Problem", sagt Peter Wohlfahrt, der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes. Heute sorge der Star nur noch punktuell für große Schäden. Abhilfe könne man durch akustische Signale oder das Einnetzen der Reben schaffen, so Wohlfahrt.
Nabu und LBV vergeben den Titel "Vogel des Jahres" seit dem Jahr 1971. Die Organisationen machen damit auf die Gefährdung bestimmter Arten und ihrer Lebensbedingungen aufmerksam.
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