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Ermittlungen

Wie Soziale Medien die Arbeit der Polizei verändern

  • dpa

  • Di, 13. Dezember 2016, 00:00 Uhr
    Panorama

Mittlerweile sind Polizisten auch in den Sozialen Netzwerken aktiv. Was sich zunächst nicht allzu spektakulär anhört, hat in Wirklichkeit die Arbeit der Ermittler grundlegend revolutioniert.

Streife im Internet  | Foto:
Streife im Internet Foto: 
Als der Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) die Stadt in Atem hielt, wurde Polizeigeschichte geschrieben. Und das nicht nur, weil sich das schreckliche Verbrechen mit neun ermordeten Menschen in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, sondern auch, weil sichtbar wurde, wie sehr sich die Kommunikation der Polizei in den vergangenen Jahren verändert hat.

"In Sachen Social Media ist 2016 für die Polizei das Jahr mit der größten Weiterentwicklung", sagt der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger von der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg in Oranienburg. "Die Sicherheitsbehörden haben erkannt, dass sie es sich nicht mehr erlauben können, im Netz nicht aktiv zu sein. "

München ist ein gutes Beispiel für die Polizeikommunikation über Twitter und Co. In rasender Geschwindigkeit verbreiteten sich dort Neuigkeiten und Falschmeldungen gleichermaßen. Die Polizei versuchte, das Chaos zu ordnen.

"Wir hatten an dem Abend pro Minute 100 Nutzer-Interaktionen für die fünf Leute zuständig waren", sagt Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. "Vor allem Whatsapp scheint an diesem Abend eine Rolle gespielt zu haben, die wir unterschätzt haben."

Das Polizeipräsidium in der bayerischen Landeshauptstadt steht mit seinen Twitter-Aktivitäten nicht allein da. Beim Fall al-Bakr in Chemnitz informierte die sächsische Polizei ebenfalls über Twitter – und fand dabei auch deutliche Worte: "An alle Kleingeister, welche Ressentiments und Sinnlos-Meldungen verbreiten. Es ist einfach nur respektlos gegenüber der Lage in #Chemnitz!", hieß es zur Fahndung nach einem Syrer, der unter Terrorverdacht stand und sich später in der Untersuchungshaft das Leben nahm.

Weniger dramatisch eine Aktion der Berliner Polizei vom November: Weil dort täglich mehrere hundert Menschen den 110-Notruf für Banales nutzen, dokumentierte die Polizei unter dem Hashtag #NoNotruf auf Twitter Anrufe, die keine Notrufe waren – darunter Fragen wie "Wie kann ich meine Frau loswerden?", "Können Sie mich zum Supermarkt fahren? Es regnet und ich will nicht laufen".

Nach Angaben des Kriminologen Thomas-Gabriel Rüdiger von der Polizeihochschule des Landes Brandenburg in Oranienburg haben rund 90 Polizeiinstitutionen aktive Accounts. 2012 waren es nur 19. Seitdem die Polizei im Saarland seit diesem Sommer auf Facebook aktiv ist, seien alle Länder- und Bundespolizeien im Netz vertreten. Inzwischen gibt es auch Polizei-Accounts bei Instagram, die Berliner Polizei ist bei Snapchat.

Diese Entwicklung macht Datenschützern nicht nur Freude: "Im Grundsatz halte ich den Betrieb von Fanpages auf Facebook durch bayerische Behörden derzeit nicht für zulässig", sagt der Bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Thomas Petri. "Denn ich gehe von erheblichen Datenschutzverstößen von Facebook im Umgang mit den Nutzungsdaten aus." Und dafür hätten die Behörden dann eine Mitverantwortung.

Für den Kriminologen Rüdiger geht die Polizeipräsenz im Netz hingegen noch nicht weit genug. In den Niederlanden und Großbritannien sei man da schon viel weiter. "Da ist es normal, dass die Polizei mit tausenden individuellen Beamten im Netz präsent ist. Dies ist auch eine Möglichkeit um die Polizei und den Rechtsstaat im Netz stärker zu verankern."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 13. Dezember 2016: PDF-Version herunterladen

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