Der Meisterfälscher
Michael Neubauer (Text) und Raphael Zubler (Fotos)
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Pässe aus der Werkstatt von Adolfo Kaminsky haben vielen Verfolgten das Leben gerettet. Ein Besuch in Paris.
Jahrzehntelang blickte dieses Auge durch Lupen, Kamerasucher, Mikroskope. "Ich habe es ruiniert", sagt Adolfo Kaminsky und setzt sich an den großen Tisch im Wohnzimmer. Seine Tochter Sarah telefoniert in der Küche. Seine Frau Leila bringt eine Tasse Tee. "Kann ich noch ein Stück Zucker haben?", bittet er sie. Leila bringt die Zuckerdose und lächelt ihn an.
Der Mann, der als einer der größten Fälscher des 20. Jahrhunderts gilt, der fast dreißig Jahre lang im Untergrund arbeitete, der für Juden und politisch Verfolgte in der ganzen Welt Dokumente fälschte: Er verwendet seine letzte Sehkraft auf die Entwicklung und Archivierung seiner Fotos aus früheren Zeiten.
Kaminskys langer schlohweißer Bart hebt sich leuchtend ab gegen seinen schwarzen Pulli, unter dem er ein weißes Hemd trägt. Am Gürtel seiner schwarzen Jeans hängt ein Handy. Er zeigt unter den Tisch, auf seine schwarzen Hausschuhe. Der rechte hat ein ausgefranstes Loch. "Den hab ich aufgeschnitten, wegen ...