Das gibt es nur im Osten? Irrtum, auch in Westdeutschland kämpfen Dörfer um ihre Existenz, weil die Jungen gehen.
Es ist das Ende, und niemand lebt mehr, um es zu bezeugen. Der letzte Bewohner der Gemeinde Staudenhof schaltet an einem Sommertag vor vier Jahren seinen Traktor ab, hält mitten auf dem Feld und steigt vom Fahrerbock. Ihm ist nicht wohl, Monate später wird er in einem Altersheim sterben. Er hieß Bommes mit Familiennamen. Sein Traktor bleibt jahrelang auf dem Feld stehen, so wie er ihn verlassen hatte, überwuchert von Gras und Büschen. Die Brombeeren drücken in das Haus des Verstorbenen, das als eines der wenigen im Dorf noch keine Ruine ist. Die Fenster splittern unter dem Druck von Holunder. Von den Hängen herab kriecht der Wald, Äcker werden zu Wiesen, Wiesen zu Strauchwerk.
Die Natur nimmt sich, was einst eine Siedlung mit 128 Einwohnern war. Es gab hier eine Schule und einen Bürgermeister. Aus dem Gestrüpp ragt am Ortseingang ein Steinkreuz mit der Jahreszahl 1776. Nur wenige Kilometer weiter haben die Bewohner des Nachbardorfes, 58 waren es, ihren Weiler ebenfalls verlassen. Gegründet im Jahr 1154, aufgegeben in den 60er Jahren, ist er ...