Zisch-Schreibwettbewerb Herbst 2017
Die Buchstabeninseln
Von Lena Werle, Klasse 4a, Wilhelm-Hildenbrand-Grundschule, Vogtsburg-Oberrotweil .
B. Zetti und Betti Z. machen einen Tauchausflug zu einem versunkenen Ozeandampfer. Am Schiffswrack angekommen schaut B. Zetti neugierig durch eines der Bullaugen – und kann nicht fassen, was er da sieht ...
Sie waren ohnmächtig geworden! Als sie wieder aufwachten, wunderten sie sich sehr: Sie waren auf einer Insel gelandet. Die Insel hatte die Form eines A und es standen 26 Häuser darauf. B. Zetti und Betti Z. klopften an die nächste Tür. Ein A öffnete ihnen. Es hatte Beine, Arme, Füße, Hände, einen Kopf, Augen, einen Bauch – und eine Zeitung in der Hand. Das A war lieb und lud sie zu sich ein.
Im Haus von A bekamen sie Apfelsaft und Apfelkrapfen – sie machten es sich auf einem Sofa in A-Form bequem, von dem sie jedoch, weil es ein auf die Seite gekipptes A war, ständig herunterrutschten. Sie mussten sich mit einer Hand an dem Mittelbalken des A-Sofas festhalten.
Während sie schmausten, erzählte ihnen das A von seinen Sorgen. Und von den Sorgen aller anderen Inselbewohner. Sie waren Teil einer Inselkette, die unter dem Namen Buchstabeninseln bekannt war. Auf der Insel von A lebten noch 25 weitere A-Buchstabenwesen in A-Häusern. Die benachbarte Insel hatte die Form eines B, erklärte A, und mit ihr auch alle ihre 26 Bewohner. Daneben lag Insel C mit 26 C-Wesen als Bewohner und so weiter bis zur Insel Z.
A sagte weiter, dass alle Bewohner der Inselkette die Zeitungen der Satzzeichen liebten. Leider konnten die A-Wesen nur A-Wörter lesen, die B-Wesen nur B-Wörter und so weiter. Es mussten je 26 Alphabete mit je 26 Buchstaben zusammenkommen, um die Inselbewohner aus ihrem Ungemach zu holen, damit sie endlich die Zeitung ganz lesen können. Sie wussten keine Möglichkeit, mit den anderen Inselbewohnern zusammenzufinden, denn die Buchstaben konnten weder schwimmen noch fliegen.
B. Zetti und Betti Z. hatten großes Mitleid. Sie waren sich sicher: Sie würden den Buchstaben helfen. Betti Z.s Blick fiel auf die Zeitung in der Hand von A. Auf der Titelseite war ein großes Bild einer Riesenwelle, die gerade im Begriff war, ein kleines Buchstabenboot zu verschlingen. Das Bild wirkte auf B. Zetti wie aus dem letzten Jahrhundert. Die Bildunterschrift lautete: Welle verhindert Reise. Das A konnte den Artikel ja nicht lesen, aber von Betti Z. dazu aufgefordert erinnerte es sich an Erzählungen seiner GroßmAmA, deren Tante unter den Waghalsigen gewesen war, die sich nicht länger hatten abhalten lassen wollen, die anderen Inseln zu besuchen. B. Zetti kombinierte die Indizien zu einem spannenden Verdacht: Der Dampfer, von dem nurmehr das Wrack übrig war, könnte einst gegen das goldene Tor gefahren sein und damit die Riesenwelle ausgelöst haben. Klar, dass die Buchstaben danach keine weiteren Reisen mehr unternommen hatten.
B. Zetti las einen weiteren Artikel vor: "Aufgrund des Lesermangels erwägt die Satzzeichengruppe, die Buchstäbische Zeitung einzustellen." Das A war fassungslos – sein geliebtes Tageblatt einfach dichtmachen?! Für Betti Z. war klar: Sie mussten die Zeitungsleute dafür gewinnen, den Buchstaben einen Verbindungsweg aufzuzeigen. Apropos Verbindung: Hatte eigentlich schon einmal jemand an eine Brücke gedacht? B. Zetti und Betti Z. machten sich sogleich daran, einen Leserbrief zu formulieren. Das Engagement aller Zeitungsbegeisterten war gefragt, um die Buchstäbische Zeitung zu erhalten!
Die Antwort folgte prompt: Die Satzzeichen spendierten Rollbänder, die einst für die Produktion der Zeitung verwendet worden waren. Alle Buchstaben begannen sofort, aus den 25 Rollbändern Brücken mit T-Trägern zu errichten. Danach ordneten sie sich zu 26 Alphabeten und der Satzzeichenverlag spendierte zur Feier des Tages eine extra dicke Sonderausgabe der Buchstäbischen Zeitung, die nun endlich von allen gelesen werden konnte.
B. Zetti und Betti Z. feierten noch bis in den Abend hinein mit allen Buchstaben, dann verabschiedeten sie sich und gingen zurück zum Tor. Wieder im Meer fragten sie sich, ob sie das nur geträumt hatten...
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