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Die Kaffee-Frauen

Fabian Vögtle
  • Sa, 22. September 2018
    Freiburg

Vertreterinnen einer Kooperative aus Nicaragua zeigen, woher die fairen Freiburg-Bohnen kommen.

Esmeralda Martinez (links) und Maribel... auch den Fair-Trade-Kaffee Freinica.   | Foto: Ingo Schneider
Esmeralda Martinez (links) und Maribel Soto aus Nicaragua produzieren auch den Fair-Trade-Kaffee Freinica. Foto: Ingo Schneider

FREIBURG. Zwei geschäftstüchtige Frauen aus Nicaragua touren gerade durch Deutschland. Mit ihrer Erfolgsgeschichte machten sie auch bei der Fairen Woche in Freiburg halt. Schließlich kommen die Arabica-Bohnen des bereits vor 17 Jahren ins Leben gerufenen Freiburger Stadtkaffees Freinica von der Kooperative Cosatin.

"Ich trinke am liebsten Cappuccino", verrät Esmeralda Martinez. Die Kleinbäuerin steht auf dem Rathausplatz und schwärmt von Deutschland und den vielen Espressobars und Kaffeemaschinen. Seit einigen Tagen genießt sie eine Tasse nach der anderen mit kräftig Milchschaum. Zuhause in Nicaragua ist das eher die Ausnahme, dort trinkt sie ihren Kaffee ganz gewöhnlich – frisch aufgebrüht, ohne alles.

Auch Maribel Rosales Soto schwört auf "Schwarz". Die 36-Jährige ist Geschäftsführerin der Kooperative "Cosatin – Tierra Nueva", in der mittlerweile mehr als 670 Kaffeeproduzenten aus der Region Boaco vereint sind. Maribel Soto kennt nicht alle von ihnen persönlich, aber sie hält den Laden am Laufen. Ein in Nicaragua lange Zeit nicht vorstellbares Bild.

Während früher auch auf den Kaffeeterrassen wie fast überall im Land der Machismo dominierte, sind es heute immer mehr Frauen, die den Ton angeben. Maribel Soto kommt zwar aus der Gegend, aber sie ging zum Studium der Finanzen und Buchhaltung in die knapp 100 Kilometer entfernte Hauptstadt Managua. Dort arbeitete sie zunächst in einem Unternehmen, bevor sie mit ihrer ökonomischen Ausbildung und Erfahrung die Führung der Kaffeekooperative übernahm.

Diese gibt es bereits seit 1998. Damals schlossen sich einige Bauern zusammen, weil sie Probleme hatten, ihren Kaffee zu verkaufen. Es entstanden mehrere Kooperativen, die sich auf einen nachhaltigen Anbau konzentrierten. "Wir konnten die Produktion durch die Zusammenarbeit verbessern und damit auch die Bildung und letztlich das Leben unserer Familien", sagt Esmeralda Martinez.

Der auch von ihr biologisch angebaute Hochlandkaffee wird von der "dwp-Fairhandelsgenossenschaft" importiert und in Freiburg seit 2001 als Stadt- und Agenda-Kaffee unter anderem in den Weltläden verkauft. Seit 2014 gibt es neben Freinica einen Partnerschaftskaffee, der von Kleinbauern aus Freiburgs Partnerstadt Wiwilí kommt, die in der Kooperative La Providencia vereint sind. Hier gilt wie bei Cosatin ein garantierter Mindestpreis und eine Fairhandelsprämie zur Verbesserung der Lebensbedingungen.

Damit sind Kooperativen auch im Fall von politischen Unruhen wie zuletzt erst einmal abgesichert. Von Straßenblockaden, die Lieferungen verzögern, blieben sie jedoch auch nicht verschont. "Wir hatten aber Glück, dass schon gut 50 Prozent der Ware bis April exportiert war", berichtet Maribel Soto, die jetzt von einer guten Ernte ausgeht. Diese hat wegen des vielen Regens und der früheren Blüte bereits diese Woche begonnen. In der Regel werden die Kaffeekirschen von Oktober bis Februar gepflückt.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 22. September 2018: PDF-Version herunterladen

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