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Zwischenbilanz

Ein Jahr Flüchtlingskrise: Haben wir’s geschafft?

Patrick Guyton, Bernhard Honnigfort, Franz Schmider und Wulf Rüskamp

Von , , &

Sa, 27. August 2016 um 00:00 Uhr

Deutschland

Vor einem Jahr kamen täglich tausende Flüchtlinge nach Deutschland, die Kanzlerin gab ein Versprechen ab. Ein Jahr danach haben wir uns an vier Schauplätzen umgesehen – in Passau, Heidenau, Meßstetten und Herbolzheim.

Sie kamen und kamen und kamen: Flüchtlinge 2015 in Passau.  | Foto: Sebastian Kahnert
Sie kamen und kamen und kamen: Flüchtlinge 2015 in Passau. Foto: Sebastian Kahnert
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"Wir schaffen das", verkündete die Bundeskanzlerin vor einem Jahr – und meinte die Aufnahme von Flüchtlingen. Ein Jahr danach haben wir uns an vier Schauplätzen umgesehen, ob es gelungen ist: in Passau, dem Tor nach Deutschland, in Heidenau, wo die Kanzlerin beschimpft wurde, in Meßstetten, wo eine Erstaufnahmestelle entstand, und in Herbolzheim, wo ein besonders Wohnmodell entwickelt wurde.
Passau
Dass sie jetzt an diesem Sommer-Spätnachmittag 2016 zu viert vor dem Theatercafé in der Passauer Altstadt sitzen, haben sie 2015 nicht erwartet. Sonja Steiger-Höller nicht und auch nicht Marion Leebmann, zwei ehrenamtliche Flüchtlingshelferinnen. Und auch Leen Shaker und Omara Chaar nicht, eine Asylbewerberin und ein Asylbewerber aus Syrien. Die beiden sind vor einem Jahr in Passau aus dem Zug gestiegen – Chaar Ende Juni, Shaker Mitte Oktober –, als Teil einer damals unendlich wirkenden Masse an Menschen in einem übersichtlichen Bahnhof. Sie hatten gerade die letzte Grenze passiert auf ihrer Flucht. Am Bahnhof wurden sie auch von den beiden Helferinnen begrüßt, mit Tee und Keksen versorgt, weitergeleitet. An manchen Tagen kamen bis zu 10 000 Flüchtlinge. Mit der Sperrung des Münchner Hauptbahnhofs war Passau zum das Tor nach Deutschland geworden.
Jetzt im Café unterhalten sich der 22 Jahre alte Omara Chaar und die 29-jährige Leen Shaker auf Deutsch. "Ich bin jetzt A 2", sagt er. "Ich B 2", antwortet sie. A 2, B 2 – das sind die Chiffren des neuen Lebens. Es sind die Einstufungen ihrer Deutsch-Sprachkurse. "Die Sprache ist das wichtigste", sagt Shaker. Seit sieben Monaten lernt sie Deutsch, sie spricht es exzellent. Die beiden Helferinnen haben diese beiden Flüchtlinge irgendwie "adoptiert", so nennt es Sonja Steiger-Höller, haben sich um ihren Werdegang gekümmert, seit einem Jahr.
"In ...

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