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Briefmarkensammler

Fehlerhafte Briefmarken versetzen Welt der Sammler in Aufruhr

Anika Maldacker
  • Sa, 18. Februar 2017
    Panorama

Eine Briefmarke mit Rechtschreibfehlern wird für mehr als 1000 Euro versteigert / Sammler jagen nach solcher Mangelware.

Foto: Unbekannt
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FREIBURG. Die Welt der Briefmarkensammler ist in Aufruhr: Zwei fehlerhafte Briefmarken, die nie veröffentlicht werden sollten, sind auf Briefen entdeckt worden. Die erste Marke ist vor wenigen Tagen auf Ebay versteigert worden – für 1187 Euro. Das Phänomen ist nicht neu. Es gelangten immer wieder Marken in die Öffentlichkeit, die nicht dafür gedacht waren.

Anfang November 2016 wollte das Bundesfinanzministerium eine Sonderbriefmarke in die Vorweihnachtszeit schicken. "Frohe Weihnachten" sollte dort in verschiedenen Sprachen stehen, unter anderem auf Dänisch und Niederländisch. Kurz bevor die Marke erscheinen sollte, bemerkte man aber drei Fehler in diesen Sprachen. Großschreibung, wo eigentlich kleingeschrieben werden sollte und ein vergessenes "e". Der Erscheinungstag wurde daraufhin auf Ende November verschoben.

Die Briefmarke könnte längst vergessen sein – auch bei den Philatelisten, den Briefmarkensammlern. Wären nicht kürzlich zwei fehlerhaften Briefmarken aufgetaucht. Eine wurde für 1187 Euro auf Ebay versteigert. Nun warten alle Briefmarkensammler darauf, dass die nächsten Fehlermarken gefunden werden. "Die Briefmarken werden heutzutage in Zehner-Bögen herausgegeben", erklärt Detlev Moratz vom Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine. Daher ist es wahrscheinlich, dass noch mehr von den sogenannten unverausgabten Marken auftauchen. Die Jagd der Briefmarkensammler hat begonnen.

Unverausgabte Marken sind Wertzeichen, die veröffentlicht werden sollten, deren Erscheinen aus verschiedenen Gründen aber zurückgezogen wurde. Das können Produktionsfehler sein oder auch politische Gründe.

So wie im Fall der Gscheidle-Marke von 1980. Sie gilt international als eine der wertvollsten Marken und ist nach dem damaligen deutschen Postminister Kurt Gscheidle benannt. Ursprünglich sollte die Marke im April 1980 anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Moskau veröffentlicht werden. Da die Sowjetunion ein halbes Jahr zuvor jedoch in Afghanistan einmarschierte und einige westliche Staaten sich daher für den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau entschieden, zog man die Olympia-Briefmarke vor der Veröffentlichung zurück. Die bereits produzierten Marken wurden amtlich vernichtet – bis auf drei Bögen. Die nahm Gscheidle mit nach Hause und verstaute sie in seinem Schreibtisch. Dort gerieten sie zwei Jahre später in die Hände seiner Frau, die sie für amtliche Marken hielt – und ihre private Post damit frankierte. Mindestens 24 Exemplare kamen so in Umlauf. Bald galten die Marken bei Philatelisten als die wertvollsten deutschen Briefmarken nach 1945. 2008 wurde eine dieser "Gscheidle-Marken" für 82 000 Euro in Stuttgart versteigert.

Als wertvollste moderne Briefmarke gilt eine Marke mit Audrey Hepburns Konterfei, die 2001 in Deutschland veröffentlicht werden sollte. Das Motiv stammt aus dem Film "Frühstück bei Tiffany" und zeigt Hepburn mit einer Zigarettenspitze. Mehrere Millionen Exemplare waren schon gedruckt, als die Söhne Hepburns sich weigerten zuzustimmen. Sie wollten gesundheitsschädliches Verhalten wie das Rauchen nicht im Zusammenhang mit ihrer Mutter verherrlicht sehen. Also mussten die bisher gedruckten Exemplare vernichtet und bereits verschickten Bögen zurückgefordert werden. Nur drei Zehnerbögen kamen nicht zurück. Drei Jahre später findet ein Briefmarkensammler zufällig die erste Marke aus der Hepburn-Reihe. Sie wird für 53 000 Euro versteigert. 2005 taucht die dritte Marke auf. Sie brachte sogar 135 000 Euro ein.

Auch die DDR trat ins Fettnäpfchen. Sie brachte 1956 eine Marke zum 100. Todestag des Komponisten Robert Schumann heraus. Als Hintergrund diente eine Partitur. Blöderweise war die jedoch vom Komponisten Franz Schubert. Die Amerikaner bedruckten 1918 eine Marke sogar falsch – das Flugzeug flog kopfstehend. Die Marke erhielt den Namen "Inverted Jenny"

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 18. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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