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Wissenschaft

"Fiep" ist nicht gleich "Fiep": Forscher untersuchen Affen-Laute

  • dpa

  • Sa, 03. März 2018, 12:12 Uhr
    Panorama

Die Kommunikation von Affen könnte der menschlichen Sprache ähnlicher sein als bisher gedacht: Das haben Wissenschaftler der Universität Tübingen herausgefunden.

Weißbüschelaffe in Tübingen   | Foto: dpa
Weißbüschelaffe in Tübingen Foto: dpa
Wissenschaftler der Universität Tübingen berichten in einem Fachmagazin, dass etwa Weißbüschelaffen – kleine Primaten, die ausschließlich in Südamerika leben – beim Produzieren von Lauten ähnlich wie der Mensch einzelne Silben mit festgelegter Länge nutzen. So ist das Fiepen der Tiere nicht nur ein einziger langer Ton. Es bestehe stattdessen aus vielen kurzen "Fiep-Bausteinen", schreiben die Forscher um Steffen Hage in der Fachzeitschrift Current Biology.

Für die Studie hatten die Neurobiologen um Hage das Keckern und Fiepen der Tiere in einer eigens dafür eingerichteten Schallkammer aufgezeichnet. Die Lautäußerungen der Affen wurden dabei in unregelmäßigen Abständen durch ein Rauschen gestört. "Wir konnten nun sehen, dass die Tiere ihr Fiepen unterbrachen, wenn wir sie störten. Und das nicht an beliebigen Stellen, sondern immer nur an bestimmten Punkten", wird der Ko-Autor der Studie, Thomas Pomberger, in einer Mitteilung der Tübinger Universität zitiert.

Aus Sicht der Wissenschaftler könnten diese kleinsten Einheiten der Lautäußerung und ihre rhythmische Erzeugung im Gehirn der Affen eine Vorbedingung für die Entwicklung der menschlichen Sprache gewesen sein. Denn wenn Menschen sprechen, besteht das, was sie sagen, ebenfalls aus solchen kleinsten Einheiten: "Wir produzieren durchschnittlich zwischen fünf und zehn Silben pro Sekunde", sagt Steffen Hage. Bei den Weißbüschelaffen seien es sieben bis acht Bausteine pro Sekunde.

Rhythmus als Vorstufe einer eigenen Sprache

Die Untersuchungen der Wissenschaftler hätten gezeigt, dass die Weißbüschelaffen ähnlich wie Menschen einen festen Rhythmus hätten, in dem sie Laute erzeugten, schlussfolgern die Wissenschaftler um Hage. "Ein solcher Rhythmus könnte daher eine evolutionäre Notwendigkeit auf dem Weg zur Entwicklung von Sprache gewesen sein."

Die Forschung mit den Weißbüschelaffen könne laut den Forschern in Zukunft dazu beitragen, die Ursprünge und die Eigenarten der menschlichen Sprache besser zu verstehen.

Ressort: Panorama

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