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Besorgte Freiburger

Reformpläne: Wird die Realschule zur Restschule?

Simone Höhl
  • Mi, 20. Mai 2015, 12:23 Uhr
    Freiburg

Die Pläne des Kultusministeriums zur Zukunft der Realschule versetzen Freiburger Eltern in große Sorge – und die Schulen auch. Sie haben Angst, dass die Mittlere Reife an Wert verliert.

Die Elternvertreter der Hansjakob-Realschule im Stühlinger wollen kämpfen.  | Foto: Thomas Kunz
Die Elternvertreter der Hansjakob-Realschule im Stühlinger wollen kämpfen. Foto: Thomas Kunz

Eltern von Realschülern sind alarmiert. Was das Kultusministerium mit den Realschulen vorhat, macht ihnen große Sorgen. Sie haben Angst, dass die Mittlere Reife an Wert verliert, und die Schüler nicht mehr so gut gefördert werden, es kursiert der Begriff der neuen Restschule. Sie wollen kämpfen.

Es gibt viel Bewegung bei den Schulen – Werkrealschulen verlieren Kinder, Gymnasien boomen und Realschulen stecken dazwischen. Elternvertreter fürchten, dass sie zerrieben werden. Denn der Kultusminister will, dass Realschulen ab 2016 auch die Hauptschulprüfung abnehmen. Alle Schüler sollen gemeinsam unterrichtet werden, und ab Klasse 7 zwar in verschiedene Niveaus eingeteilt werden, aber nur in den Hauptfächern zum Teil getrennt lernen.

Mehr Ressourcen für die Förderung der Schüler

Susanne Federspiel fürchtet, "dass man alle, die es nicht aufs Gymnasium schaffen, in die Realschule steckt". Sie sitzt dem Elternbeirat der Hansjakob-Realschule vor, der schon nach Stuttgart geschrieben hat, und erklärt: "Wir wollen die Schüler nicht hängen lassen und die Lehrer nicht ausbrennen." Sie könne verstehen, dass das Land auf die neue Lage reagiere, aber nicht mit einer "Gemeinschaftsschule light". Die neue Realschule brauche mehr Ressourcen, um alle Kinder gut zu fördern – ab Klasse 7 getrennt. Und der Abschluss der Realschule dürfe nicht an Niveau verlieren. Die Schüler müssten weiter die Chance auf eine gute Ausbildung oder das Abitur haben.

Die Rektorin der Realschule hat Minister Andreas Stoch bei seinem Freiburgbesuch neulich gemahnt, die Schulart nicht gegen die Wand zu fahren. Auch andere Schulen und Elternvertreter sind in Aufruhr. An der Lessingschule zum Beispiel fürchten Eltern, "dass wir unter die Restschule fallen", sagt eine Mutter. Viele wüssten noch gar nichts über die Pläne. Doch es gab schon Reaktionen: Der Gesamtelternbeirat der öffentlichen Schulen weiß, dass Eltern ihr Kind lieber am Gymnasium anmeldeten.

"Eine Riesenherausforderung", sagt Freiburgs geschäftsführender Realschulleiter Peter Stehle zur Zukunft. Vieles sei unklar und schwer vorstellbar. "Ein Knackpunkt ist: An welcher Stelle ist Außendifferenzierung möglich?" Stehles Zweifel: "Wenn ich alles in einen Karton packe und zweimal schüttel, ob tatsächlich noch das gleiche Niveau zu halten ist." Freiburgs Realschulen sollen auch mehr behinderte Kinder und Schüler ohne Deutschkenntnisse aufnehmen, dazu kommen mehr Gymnasium-Abbrecher und Werkrealschüler. "Das soll mit mehr oder weniger gleichbleibendem Personal gewuppt werden", so Stehle.

Zwei verschiedene Welten: Schule auf dem Land und in der Stadt

Der Gesamtelternbeirat fürchtet, dass Stochs Plan die Schulen schwächt. "Das Ding ist: Das wird kommen", sagt Vorsitzende Birgit Schumann. Sie hat die Sorgen im Gespräch mit Stoch bei seinem Besuch angebracht. Er hat zugesagt, frühzeitig Stunden aufzustocken, doch Schumann ist nach wie vor nicht überzeugt. In der Stadt sei die Lage anders als auf dem Land. "Und um Schulen und Eltern gut vorzubereiten, ist die Zeit zu knapp." Der Gesamtelternbeirat bleibt am Thema dran. Und auch Susanne Federspiel kündigt an: "Wir werden für das kämpfen, was die Realschule braucht."

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 20. Mai 2015: PDF-Version herunterladen

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