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"Miteinander lachen"

  • Mi, 02. Dezember 2015
    Freiburg

DREI FRAGEN AN den Komiker Martin Fromme, der beim inklusiven Kulturfest auftritt.

In unserer Gesellschaft gehören Berührungsängste mit behinderten Menschen noch immer zum Alltag. Das "Netzwerk Inklusion Region Freiburg" will mit seinem inklusiven Kulturfest "Vereint in Vielfalt" am Donnerstag dazu beitragen, derartige Vorbehalte abzubauen. Gekrönt wird der Abend mit dem Auftritt des "einzigen asymmetrischen Komikers" in Deutschland, Martin Fromme. Gottfried Haufe hat ihn nach seinem Umgang mit dem Thema Behinderung und Gesellschaft gefragt.

BZ: Sie sind Deutschlands einziger Komiker mit Behinderung. Gibt es da eine Marktlücke?

Fromme: Naja, das habe ich mir nicht ausgesucht. Es gibt viele talentierte Menschen mit Behinderungen, aber sehr wenige trauen sich, sich öffentlich zu präsentieren. Außerdem gibt es wenig Ausbildungsmöglichkeiten für Behinderte in diesem Bereich, weshalb es sowohl auf Seiten der behinderten Menschen als auch auf Seiten der Produzenten oder Regisseure an Erfahrungswerten fehlt, miteinander zu arbeiten. Die Berührungsängste sind einfach immer noch hoch. Ich hoffe, ein wenig Anschub in diesem Bereich geben zu können.

BZ: In Ihrem Programm thematisieren und brechen Sie offen und direkt viele Tabus, die im Zusammenhang mit behinderten Menschen bestehen. Was wollen Sie damit bewirken?

Fromme: Es soll die Leute entspannen. Humor ist der beste Katalysator, sie an dieses Thema heranzuführen und die Berührungsängste abzubauen. Sehr häufig besteht das Publikum aus Menschen, die sich zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigen. Sehr oft wird immer noch weggeschaut, die behinderten Menschen werden nicht wahrgenommen. Wenn sie wahrgenommen werden, dann hauptsächlich auf eine mitleidige Art und Weise. Ich möchte, dass man miteinander übereinander lachen kann und bei aller Unterschiedlichkeit die Gemeinsamkeiten erkennt.

BZ: In Ihrem Publikum sitzen allerdings auch viele Menschen mit Behinderung. Treten Sie da nicht auch auf den einen oder anderen Zeh?

Fromme: Nein, die Reaktionen fallen komplett positiv aus. Bisher gab es keine Beschwerden, das Thema ist sogar sehr willkommen bei behinderten Menschen. Sicher kann man über die Art des Humors streiten und meiner ist nun mal sehr direkt. Aber Behinderte sind deutlich entspannter und auch ironischer im Umgang mit ihrem Handicap als viele glauben. Ich kenne einige behinderte Leute, die einen noch viel schwärzeren Humor an den Tag legen als ich es tue. Die Allermeisten freuen sich, dass das Thema Behinderung auf diese Weise eine Bühne bekommt, denn sie stimmen mir in meinem offenen Umgang damit zu.

Vereint in Vielfalt, inklusives Spiel- und Kulturfest, Donnerstag, 3. Dezember, "Haus der Jugend", Uhlandstraße 2. Ab 16 Uhr inklusives Programm für Kinder zum Mitmachen, ab 19 Uhr gibt es exotische Musik zu hören, um 19.45 Uhr tritt die inklusive Band "Moonwalkers" aus Freiburg auf. 20.30 Uhr Martin Fromme mit seinem Programm "Besser Arm ab als arm dran". Das Gebäude ist barrierefrei, der Eintritt ist frei. Veranstalter sind das Netzwerk Inklusion Region Freiburg in Kooperation mit dem Projekt für Inklusive Freizeit Freiburg und dem Jugendbildungswerk.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 02. Dezember 2015: PDF-Version herunterladen

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