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Kunstwerk im Wald

In einem Ameisenhügel steckt viel mehr als nur Tannennadeln

Silke Kohlmann

Von

So, 21. Oktober 2018 um 12:10 Uhr

Neues für Kinder

Sie krabbeln und kribbeln, schleppen und bauen: die großen roten Waldameisen. Wir haben oft den Eindruck, dass es bei ihnen wild durcheinander geht. Doch das ist ganz falsch.

Ein Ameisenhügel ist ein perfektes Bauwerk, in dem alles nach einem großen Plan läuft. Meist entsteht solch ein Ameisenhaufen über einem abgestorbenen Baumstamm. Das ist praktisch, weil der Haufen dadurch zusätzlich Halt bekommt. Die Hügel der großen roten Waldameise – Wissenschaftler nennen diese Art "Formica rufa" – kann bis zu zwei Meter hoch werden. Und unterirdisch ist er oft noch ebenso tief. Zahllose Gänge führen zu tiefer liegenden Kammern. Hier werden zum Beispiel Eier abgelegt, Junge aufgezogen oder Vorräte gesammelt.

Um ihren Hügel zu bauen, tragen die Waldameisen abgefallene Nadeln von Fichten oder Kiefern, Rinden und kleine Holzstücke zusammen. Weil diese Naturmaterialien im feuchten Wald nicht ewig halten, werden sie immer wieder ausgetauscht. Ein Ameisenhügel ist also niemals fertig, sondern ständig im Umbau. Nasses Material wird nach draußen, trockenes nach drinnen gebracht. Die kleinen Tierchen haben beim Bauen also wirklich einen Plan.

Sie schaffen es auch, dass es in ihrem Hügel immer angenehm warm ist. Es gibt nämlich im Ameisenstaat Arbeiterinnen, die nur dafür zuständig sind, sich bei Sonnenschein aufzuwärmen und diese Wärme in die Tiefe des Hügels zu bringen. Diese Wärmeträgerinnen sind besonders wichtig, damit die Brut sich gut entwickelt.

Außerdem wissen die Ameisen genau, wo sie ihren Hügel am besten platzieren. Das könnt ihr selbst beobachten: An sonnigen Stellen sind die Hügel meist flach und erstrecken sich tiefer in den Waldboden hinein, damit sie nicht zu stark aufgeheizt werden. An schattigen Stellen ragen die Hügel steiler und höher auf. Und die Ameisen machen es wie wir zu Hause: Wenn's regnet oder kalt wird, verschließen sie die Eingänge.

Im Inneren eines Ameisenhaufens ist alles genau organisiert. Und das ist auch nötig. Schließlich leben in großen Hügeln bis zu zwei Millionen Tiere. Die Königin hat ihre Kammer in der Mitte des Hügels – so ist sie gut geschützt. Das ist wichtig, denn bei den großen roten Waldameisen gibt es nur eine Königin. Wenn sie stirbt, muss auch ihr Volk sterben. Auch die Räume für Eier, Larven, Puppen und Vorräte sind streng getrennt.

Nicht nur ihr Zuhause haben die Ameisen gut organisiert, auch die Arbeiten werden sorgfältig verteilt. Blutpflegerinnen versorgen zum Beispiel die Eier, Puppen und Larven. Es gibt Wächterinnen und Ameisen, die sauber machen oder Beute zerteilen. Es gibt Ameisen, die sich um die Königin kümmern, und sogar Ameisen, die als Weckerinnen arbeiten. Sie überwintern im oberen Teil des Ameisenhügels, den die Sonne im Frühjahr am ehesten aufwärmt.

Dadurch erwachen die Weckerinnen und machen sich an ihre Aufgabe: Sie schleppen die Ameisen aus den tieferen und noch kühleren Bereichen des Hügels in die oberen Stockwerke. So erwacht schließlich das ganze Nest aus der Winterruhe. Die Arbeiten im Innern des Hügels übernehmen übrigens die jüngeren Ameisen. Ältere Arbeiterinnen sind eher draußen im Einsatz – als Jägerinnen und Sammlerinnen, Trägerinnen und Straßenbauerinnen.

Ihr habt es sicher bemerkt: Männchen waren bei der Aufzählung nicht dabei. Sie werden nach der Paarung nicht mehr gebraucht, werden aus dem Nest vertrieben und sterben.

Ressort: Neues für Kinder

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Sa, 20. Oktober 2018:
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