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Der weißeste aller Haie

Martin Schwickert

Von

Do, 09. August 2018

Kino

ACTION: "The Meg" leidet an Unterkomplexität.

Seit Steven Spielbergs "Der weiße Hai" aus dem Jahre 1975 ist der Raubfisch mit der Rückenflosse aus dem Genre maritimer Actiongruselfilme nicht mehr wegzudenken. Schließlich lässt sich hier die menschliche Urangst, in fremden Elementen die eigene Überlegenheit zu verlieren, bestens bebildern.

Mit "The Meg" frischt Jon Turteltaub das Sujet noch einmal auf, und da wir uns ja immer noch im Kinozeitalter digitaler Gigantomanie befinden, wird hier ein Riesenhai als ultimatives Gefahrenpotenzial herangezogen. Der sogenannte Megalodon stammt aus prähistorischen Zeiten und hat nach den Vorstellungen der Drehbuchautoren in einem Höhlensystem unter der Meeresbodenoberfläche überlebt. Ein Team von Wissenschaftlern wird mit einer Forschungskapsel in das unterirdische Meeresparadies geschickt und es dauert nicht lange, bis die Eindringlinge von einem Riesenwesen angegriffen werden. Zur Rettung der Besatzung wird der erfahrene Tiefseetaucher Jonas Taylor (Jason Statham) aus dem thailändischen Exil rekrutiert, der schon einmal mit einem Megalodon Bekanntschaft gemacht hat und nun die Chance zur beruflichen wie posttraumatischen Rehabilitation bekommt.

Damit haben sich dann auch schon die psychologischen Ressourcen des Skripts erschöpft. Der Rest besteht aus Actionchoreografien, in denen die Gefahren im Kampf zwischen Mensch und digital animierten Meeresungetüm durchaus einfallsreich durchbuchstabiert werden. Das reicht vom imposant schnappenden Riesengebiss bis hin zu zahlreichen selbstironischen Genreverweisen.

Wie schon kürzlich "Skyscraper" ist auch "The Meg" als globales Entertainmentprodukt angelegt, mit dem Hollywood die lukrativen Märkte in Fernost erschließen will. Die chinesische Schauspielerin Bingbing Lee wird Statham nicht nur als "love interest", sondern auch als tapfere Kampfgefährtin zur Seite gestellt. Im Nebenfigurenensemble hat man die Quote asiatischer Darsteller sichtbar erhöht und auch die Story wird im fernöstlichen Kontext verankert.

Mit den weltmarktwirtschaftlichen Erfolgsbestrebungen geht aber auch hier erneut eine gewisse Unterkomplexität einher, die dazu führt, dass das geradlinige Popcornspektakel im cineastischen Gedächtnis innerhalb kürzester Zeit rückstandslos abgebaut wird. (Läuft flächendeckend. Ab 12.)

Ressort: Kino

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 09. August 2018:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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