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Zisch-Interview

Wie Kreischefin Störr-Ritter Beruf und Familie stemmt

Lena Schreiner, Paul Mattisseck, Niklas Götz, Leonie Hensler, Noel Mnich, Felix Chilenko, Kathrin Blum

Von Lena Schreiner, Paul Mattisseck, Niklas Götz, Leonie Hensler, Noel Mnich, Felix Chilenko &

Sa, 25. Oktober 2014 um 16:26 Uhr

Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

Was macht eigentlich eine Landrätin? Dieser Frage sind sechs Schüler der Neustädter Hansjakobschule nachgegangen und haben Landrätin Dorothea Störr-Ritter zu einem Interview getroffen.

Lachende Landrätin: Beim Kinderinterview geht es lustig zu. Foto: Kathrin Blum
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Was hat es mit dem Landkreis auf sich? Und wer ist die Landrätin? "Die ist so was wie die Angela Merkel unserer Region – hat unser Lehrer uns erklärt." Damit allein aber wollten sich die Schüler der Klasse 4c der Hansjakobschule nicht zufrieden geben. Sie sind nach Freiburg gefahren und haben Dorothea Störr-Ritter im Landratsamt getroffen. Im Zisch-Interview stellten die Kinder clevere Fragen und fanden tröstende Worte für die Kreischefin.

Auf dem Weg vom BZ-Haus ins Landratsamt wird nicht gelaufen, sondern gehüpft. Vor Aufregung. Schon in der Redaktion hat einer der Nachwuchsjournalisten das angebotene Getränk dankend abgelehnt: "Nicht, dass ich bei der Landrätin aufs Klo muss." Die sechs Neustädter sind sehr gespannt darauf, was sie da in der Schaltstelle des Landkreises erwartet. Im vierten Stock angekommen, stehen sie ungeduldig vor Büro Nummer 409. "Ich habe gehört, ihr habt einen Termin bei der Landrätin", sagt Sekretärin Sylvia Bühler, als sie die Tür öffnet, "na dann – kommt mal rein." Endlich geht’s los, die Fragezettel sind schon gezückt.

Lena: Wie könnte ich einem Erstklässler erklären, was eine Landrätin ist und was sie macht?
Störr-Ritter: Das ist schon eine schwierige Frage am Anfang. Also, jedes Kind wohnt in einer Gemeinde. Da gibt es Spielplätze, Schulen und viele andere Sachen, die das Kind braucht. Was die Gemeinde da alles anbietet, das bestimmen der Bürgermeister und der Gemeinderat. Aber es gibt noch mehr Dinge, die alle brauchen, die aber die Gemeinde nicht selbst bezahlen oder erledigen kann. Das macht für viele dann einer – der Landkreis. Zum Beispiel die Müllabfuhr. Oder das Angebot an Berufsschulen. Oder die Straßen zwischen den Gemeinden und die Höllentalbahn, mit der ihr von Neustadt hierher gekommen seid. Das alles sind Sachen, um die sich der Landkreis kümmert.

50 Gemeinden gehören zu ihm und er geht vom Schwarzwald bis nach Frankreich und fast bis zur Schweiz. Bestimmen, was im Landkreis passieren soll, tut der Kreistag. Und ich als Landrätin bin dafür zuständig, dass auch tatsächlich umgesetzt wird, was die Kreisräte beschlossen haben. Also, dass die Müllabfuhr kommt und dass der Zug fährt. Außerdem bin ich die Chefin von 1400 Mitarbeitern hier im Landratsamt. Bei uns können eure Eltern ihr Auto an- und abmelden, wir erteilen die Genehmigung, wenn eure Familie ein Haus bauen will. Und wir kontrollieren das Eis, das ihr vorhin gegessen habt.


Lena:
Wie lange sind Sie schon Landrätin?
Störr-Ritter: Gewählt wurde ich 2008. Im siebten Jahr bin ich jetzt also schon Landrätin.
Lena: Was haben Sie vorher beruflich gemacht?
Störr-Ritter: Ich war Rechtsanwältin.
Paul: Aha, wie mein Vater und meine Mutter.
Störr-Ritter: Dann weißt Du ja Bescheid. Ich war auch Bundestagsabgeordnete – zuerst in Bonn, später in Berlin. Anschließend war ich Geschäftsführerin der CDU, das ist die Partei "Christlich Demokratische Union". Dann war ich wieder Rechtsanwältin und wurde danach Landrätin.
Lena: Warum haben Sie sich für dieses Amt beworben?
Störr-Ritter: Ich bin gefragt worden, ob ich das machen will. So bin ich erst auf die Idee gekommen und habe mir gedacht: "Ja, das wäre bestimmt eine schöne Aufgabe."

Paul: Welches ist Ihre Lieblingsaufgabe als Landrätin?
Störr-Ritter: Ich setze mich gern dafür ein, dass Kinder, die es vielleicht nicht so gut haben wie ihr, Unterstützung bekommen. Ich finde es sehr wichtig, dass alle Kinder eine Chance haben.
Paul: Und was ist Ihre Aufgabe im Kreistag?
Störr-Ritter (lacht): Da passe ich auf, dass alle Kreisräte anständig sind. Nein, ich darf sagen, ich habe einen sehr angenehmen Kreistag. Dort wird viel diskutiert und ich schaue, dass etwas dabei herauskommt.
Paul: Wie sieht denn Ihr Arbeitstag aus?
Störr-Ritter: Ich frühstücke so etwa um 6.30 Uhr. Dabei lesen ich einige Zeitungen, natürlich auch die BZ. So gegen 8.15 Uhr komme ich ins Landratsamt. Zwischen 19 und 20 Uhr komme ich nach Hause – wenn ich abends keine Sitzungen oder Termine habe. Das kommt oft vor. Ja, es kommen schon viele Stunden zusammen.
Paul: Wir haben gehört, Sie haben einen Chauffeur.
Störr-Ritter: Stimmt. Er fährt mich sehr sicher. Das Auto ist mein Büro auf vier Rädern. Wenn ich von einem Termin zum nächsten fahre, muss ich mich vorbereiten oder etwas arbeiten.

Niklas: Welches ist Ihr liebster Platz im Landkreis?
Störr-Ritter: Die Thomashütte am Kandel. Von dort kann ich den ganzen Landkreis sehen – bis nach Donaueschingen, zum Feldberg, zum Rhein und bis zum Blauen. An der Hütte bin ich sehr gerne.
Niklas: Wann und warum waren Sie das letzte Mal in Titisee-Neustadt?
Störr-Ritter: Das war vor den Sommerferien. Zur Verabschiedung von Helmut Jolk, dem Schulleiter des Kreisgymnasiums Titisee-Neustadt.
Niklas: Fahren Sie eigentlich gerne Ski?
Störr-Ritter: Ja, sehr.
Niklas: Und wo waren Sie zuletzt wandern?
Störr-Ritter: Am Kandel. Das ist nämlich mein Hausberg. In zwei Stunden kann ich da hoch- und runterlaufen.

Felix: Lässt sich Ihr Beruf gut mit Ihrem Privatleben verbinden?
Störr-Ritter: Ja, es lässt sich verbinden – weil ich eine tolle Familie habe, die mich immer unterstützt. Alle freuen sich, dass ich diese Arbeit machen kann und wir tauschen uns aus.
Felix: Haben Sie auch Kinder?
Störr-Ritter: Ja, zwei Töchter. Die sind aber schon größer als ihr, nämlich 29 und 24 Jahre alt.
Felix: Am Wochenende, wenn Sie frei haben, was machen Sie dann gerne?
Störr-Ritter: Ich bin in der Natur. Dort, wo es ganz still und ruhig ist. Außerdem treibe ich gerne Sport und genieße am Abend auch mal ein Glas Wein.
Felix: Was würden Sie in Ihrem Leben gerne noch machen?
Störr-Ritter: Ich möchte auf jeden Fall immer etwas tun, was den Menschen nutzt. Ansonsten warte ich ab, was auf mich zukommt.
Leonie: Wo waren Sie in der Grundschule?
Störr-Ritter: In Waldkirch. Damals hieß die Grundschule noch Volksschule.
Leonie: Und welche Erinnerung haben Sie an die erste Klasse?
Störr-Ritter: In der ersten Klasse war ich noch fleißig. Und ich habe gerne Aufsätze geschrieben. Daran kann ich mich sehr gut erinnern.
Leonie: Wie war es in der vierten Klasse?
Störr-Ritter: Ich musste überlegen, auf welche weiterführende Schule ich gehe. Ich wollte gern aufs Gymnasium und habe das dann auch gemacht. Allerdings war ich traurig, dass ich einige meiner Schulkameraden aus der Grundschule nicht mehr gesehen habe.
Leonie: Haben Sie denn noch Kontakt zu Freunden aus der Grundschule?
Störr-Ritter: Ganz wenig. Vielleicht zu ein oder zwei Mitschülern. Wenn wir uns alle zehn Jahre mal zufällig treffen, freuen wir uns sehr.

Noel: Ich will mehr über die Landrätin und die Zeitung wissen. Das ist nicht Ihr erstes Interview, oder?
Störr-Ritter: Nein. Ich musste, äh durfte schon viele Interviews geben.
Noel: Geben Sie gerne Interviews?
Störr-Ritter: Ja schon. Und ganz besonders Kindern.
Noel: Lesen Sie die Interviews vor der Veröffentlichung Korrektur?
Störr-Ritter: Ja. Das ist gut, weil man nochmal überprüfen kann, ob die Zusammenhänge richtig sind und der Leser erkennen kann, was gemeint ist. (Anmerkung der Redaktion: Gegengelesen wird nur bei Wortlaut-Interviews).
Niklas: Und jetzt kommen wir so langsam zum Schluss: Über welche Frage sind Sie froh, dass wir sie nicht gestellt haben?
Störr-Ritter: Oft werde ich gefragt, wie es ist, als Frau so ein Amt zu haben. Schön, dass ihr das nicht wissen wolltet.
Niklas: Na ja, was wäre die Antwort auf die Frage, von der Sie froh sind, dass wir sie nicht gestellt haben?
Störr-Ritter: Darauf sage ich: Mensch, ihr seid ganz schön clever!

Das war’s – mit den Fragen, die die Hansjakobschüler vorbereitet haben. Spontan fällt ihnen aber noch was ein.

Niklas: Macht Ihnen die Arbeit denn Spaß?
Störr-Ritter: Ja. Aber es gibt auch Tage, da läuft es nicht so gut und man denkt am Abend: "Was war das denn?" Aber am nächsten Morgen ist das vorbei und man sieht die Welt wieder mit anderen Augen.
Noel: Spielen Sie ein Instrument? Und was wollten Sie als Kind werden?
Störr-Ritter: Ich habe Flöte und Gitarre gespielt. Aber ich hätte mehr üben sollen. Das ärgert mich heute. Außerdem war ich im Ballett. Mein Berufswunsch war erst Lehrerin und dann wollte ich Architektur studieren.
Lena: Fangen Sie mal wieder an, ein Instrument zu spielen?
Störr-Ritter: Wenn ich in Rente bin. Dann lerne ich entweder Saxophon oder Schlagzeug.
Paul: Sagen Sie mal, wie alt sind Sie eigentlich?
Störr-Ritter: Schon 59. Leider.
Paul: Seien Sie nicht traurig, meine Oma ist noch älter!

Ressort: Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

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