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Kleintierzüchter präsentieren ihre Tiere in Freiburg

Von Deutschen Riesen und Wienern

  • Mo, 24. November 2014, 17:46 Uhr
    Kreis Emmendingen

Tiere bis unters Dach gab es am Wochenende in der Messe in Freiburg zu sehen. Seit mehr als 20 Jahren kooperieren die Kreisverbände der Rassekaninchenzüchter Emmendingen und Freiburg sowie der Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Breisgau, um eine derart große Tierschau auf die Beine zu stellen. Mit dabei war heuer auch der Wiener Club Baden Sektion Süd, der sich einer einzigen Kaninchenrasse, den Wienern eben, verschrieben hat.

Preisrichter Frank Peter Mühlberger mit einem Deutschen Riesen  | Foto: Julius Steckmeister
Preisrichter Frank Peter Mühlberger mit einem Deutschen Riesen Foto: Julius Steckmeister
Mehr als 1000 Kaninchen und noch einmal 500 Vögel präsentierten sich auf der diesjährigen Schau von ihrer besten Seite. Wo die ist, ist für den Laien aber nicht nur beim Holländischen Haubenhuhn oder beim wuscheligen Angorakaninchen schwer auszumachen. Süß sind die Nager allesamt. Dennoch gibt es auch auf dieser Schau Sieger und Verlierer.

Wie es dazu kommt, erklärt der stellvertretende Kreisvorsitzende des Emmendinger Kreisverbands, Frank Peter Mühlberger. Er ist Preisrichter. Bevor ein solcher auf Tiere und Punktekarten losgelassen wird, wird er selbst einer Prüfung unterzogen. "Zunächst sollte man über etliche Jahre erfolgreicher Züchter sein", sagt Mühlberger. Dann wird bei der Deutschen Preisrichter Vereinigung (DPV) ein Antrag gestellt, der vom Dachverband sorgfältig geprüft wird. Schließlich folgt die Aufnahmeprüfung, und diese ist, glaubt man Mühlberger, "schlimmer als das Abitur". Hier heißt es rechnen, das Punktesystem der Rassetierbewertung würde wohl selbst Einstein ins Grübeln bringen, zudem gilt es, die eigene Züchterlaufbahn in wohlfeile Worte zu fassen. Dann bekommt der Richter eine Note, und es erfolgt die intensive Ausbildung am Tier, die nochmal bis zu vier Jahre dauert. "Das geschulte Auge bekommt man erst mit den Jahren", weiß Mühlberger.

Jede Rasse, ob Vogel oder Nager, hat bestimmte, standardisierte Merkmale, die in einen Katalog zusammengefasst sind, und sich auch auf den Wertungskarten wiederfinden. Diese sind in sieben Kategorien unterteilt, wobei sich die ersten drei – Gewicht, Körperform und Fellhaar beziehungsweise Gefieder – gleichen. Auch Kategorie 7, Pflegezustand, findet sich bei belatschten Kölner Tümmlern wie bei den kurzhaarigen Rhön Rexen. Beim Rest wird’s richtig diffizil, denn hier fließen nun die gesonderten Rassemerkmale ein. Hundert Punkte gäbe es rein mathematisch einzuheimsen. Aber dies, so Mühlberger, ist das Ideal – ein Tier, das es nur theoretisch gibt. Richtig gut ist, wer 97,5 Punkte und damit ein "Vorzüglich" ergattert. Dies war auch die Bestnote auf der diesjährigen Ausstellung.

Anhand eines Deutschen Riesen zeigt Mühlberger, wie ein Preisrichter vorgeht. Schon am Vortag des Ausstellungswochenendes hatten Mühlberger und seine 16 Kollegen fünf Stunden lang Tiere bewertet. Die Ergebnisse hängen an den Käfigen. Der Deutsche Riese ist nicht ganz vorne mit dabei. Er wiegt zwar die für seine Rasse erforderlichen sieben Kilo, aber mehr wäre riesiger. Mindestens 17 Zentimeter lang sollten die Riesenohren sein. Da liegt der Mustermümmler mit 22 Zentimetern schon ganz gut. Aber das Fell: Es wechselt schon zum Winterkleid. Etliche entbehrliche Haare hängen am dunkelblauen Sakko von Frank Peter Mühlberger, womit auch die Frage beantwortet wäre, warum die Preisrichter bei ihrem Tun weiße Kittel tragen.

Kreismeister wird, wer vier beste Tiere in einer Rasse hat, ergänzt Ausstellungsleiter Karl-Friedrich Gassert, Vorsitzender des Freiburger Kreisverbands. Vier Titel werden im Zuchtjahr vergeben: Der Vereins-, der Kreis-, der Landes- und der Bundesmeister, sagt Gassert. Der Wettkampf sei schon wichtig, denn jeder Züchter wolle wissen, wo er steht. Mindestens ebenso wichtig sei aber die Begegnung der Züchter untereinander, das Gespräch, der Erfahrungsaustausch.

Nicht zuletzt seien große Ausstellungen auch Öffentlichkeitsarbeit. Denn neben der Erhaltung seltener Rassen kämpfen die Züchter auch um ihre eigene Spezies. "Das Hobby ist nicht ganz billig, braucht Zeit und Beständigkeit und die Tiere brauchen Platz", sagt Gassert. In vielen Wohngebieten, selbst im ländlichen Raum, ist Tierhaltung zum Problem geworden. Hähne krähen und Kaninchen – selbst bei noch so guter Pflege – riechen. Wichtig ist Gassert, mit Vorurteilen, die der Kleintierzucht anhaften, aufzuräumen: "Wir betreiben aktiven Tierschutz. Die Auflagen der Verbände sind streng und werden überprüft."

Ressort: Kreis Emmendingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 25. November 2014: PDF-Version herunterladen

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