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Armer reicher Theo

Jürgen Reuß

Von

Di, 20. Februar 2018

Literatur & Vorträge

Stefan Boonen erzählt, warum es nicht so toll mit Eltern ist, die berühmt sind und viel Geld haben.

Theo im Urwald   | Foto: melvin /verlag
Theo im Urwald Foto: melvin /verlag
Stell dir mal vor, dein Vater ist ein berühmter Schauspieler. Zwar nicht so ein Actionheld, den Achtjährige toll finden, der sich an Lianen durch den Urwald schwingt oder sich mit quietschenden Reifen Verfolgungsjagden liefert, sondern ein Laberstar, der so lange quasselt, bis auch die letzte Zuschauerin ergeben grinst, den die Erwachsenen einen Woody Allen nennen – aber berühmt ist er. Und deine Mutter hat eine Keksfabrik und so viel Geld, dass du in einer Villa mit 36 Zimmern, Schwimmbad und einer Kinderfrau wohnst, die nur für dich da ist und dafür sorgt, dass du Ballett, Mathe, Judo und Fechten kannst. Und jedes Zimmer ist videoüberwacht. Toll?

Bei Theo ist das alles so, aber statt toll ist doch alles eher so na ja. Die Schwester ist krank, Unfall oder so, und deshalb nur selten da, die Mutter kommt erst spät nach Hause und der Vater – tja, Schauspieler. Wenn du da mal Spaß haben willst? Na, dann ist das wie bei andern Kindern auch. Das Wannenbad wird zur Amazonasfahrt – und wenn du Mittagsschlaf halten sollst, verdrückst du dich heimlich nach draußen. Und da hat Theo tatsächlich etwas Besonderes. Neben dem Haus, hinterm Gebüsch, liegt nämlich ein verwilderter Urwaldpark, so richtig mit Säbelzahnkaninchen und Mammutriesenhaufen. Und seltsamen Stämmen, zum Beispiel Marga von den küssenden Zotteltalern, die ist nett. Aber auch Krachbacken, fünf wilde Kerle, die sind gefährlich.

Ein mit wunderbaren Illustrationen versehenes Buch über einen armen reichen Jungen, der nichts dafür kann, so privilegiert einsam aufwachsen zu müssen, und das Glück, dass es auch eine Welt jenseits der Vollkaskovorsorgementalität weltängstlicher Eltern gibt.

Stefan Boonen & Melvin: Theo und Mammut. Alles begann an einem Freitag. Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Arena Verlag, Zürich 2018. 108 Seiten, 12,99 Euro. Ab 8.

Ressort: Literatur & Vorträge

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 20. Februar 2018:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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