Elf Regionen gibt es in jenem geheimnisvollen, weitläufigen Land namens Chintia, das in keinem Atlas zu finden ist. Sich ausgedacht und in detaillierten Landkarten zu Papier gebracht hat es die belgische Autorin und Illustratorin Anne Brouillard, die ihre o spannende wie surreale Geschichte im Land des Stillen Sees im Nordosten von Chintia verortet. Dort sitzt der schwarze Hund Killiok in einem rosafarben Haus in seinem Lieblingssessel und schaut in den Dauerregen. Gemütlich! Wenn da nicht die Sorgen um seinen Freund, den roten Zauberer Vari von Drunter wären: Seit Monaten ist er verschwunden, dazu erzählen die Krähen von fremden Gestalten, die durch den Park des Laboratoriums streifen, nachts brennen dort Lichter. Zusammen mit seiner beherzten Nachbarin Veronika macht sich Killiok auf die Suche. ihre Wanderung führt sie mitten in den Großen Wald.
Was sie die beiden dort an seltsamen Begegnungen und Abenteuer erleben, erzählt Brouillard als Vorlese-Bildergeschichte und als Comic. Es sind stimmungsvolle, filigrane Zeichnungen, die eine urwüchsige skandinavische Landschaft mit skurrilen Wesen bevölkern: So treffen die beiden den Zeitungsleser Pikkili Mimu, finden Unterschlupf in der Hütte des heilkundigen Herrn Ysop, beobachten die geheimnisvollen Schwarzmäntler, bekommen Hilfe von Kater Mysterio und vereiteln die Entführung der Mooskinder mit Seerosentau-Bonbons.
Brouillards Expeditionen sind Traumsequenzen mit offenen Enden zum Weiterspinnen, die viel Sog und Magie entwickeln: Fast glaubt man die Stille des wilden Waldes zu hören, dann wieder seine Geräusche. Das Kartenmaterial lädt zum Mitreisen ein. Fantasievoll und versponnen, opulent bebildert – ein ganz besonderes Buch.
Anne Brouillard: Im Land der Chintier – Der Große Wald. Aus dem Französischen von Julia Süßbrich. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2017. 80 Seiten, 19 Euro. Ab 6
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