Der große Schwindel: 1933 ergriff der nationale Verbrüderungstaumel Lörrach – und wich schnell einer Ernüchterung über die NS-Herrschaft. Dennoch hielten sich die Machthaber.
Geschichte muss man ertragen können. Erst recht die deutsche: Dass die Nationalsozialisten unter aktiver Mitwirkung oder zumindest Hinnahme der Mehrheitsbevölkerung die deutschen Juden entrechteten und ermordeten; dass sie auf ihren Vernichtungsfeldzügen in Osteuropa Millionen von Juden, Partisanen und slawische "Untermenschen" auf bestialische Weise umbrachten – das war und ist schwer auszuhalten. Sich der klaffenden Wunde der nationalsozialistischen Vergangenheit zu stellen, fiel dabei gerade den Kommunen besonders schwer. Dort, wo die Täter ein Gesicht bekamen und sich Anhänger und Gegner des Nationalsozialismus nach dem "Dritten Reich" in Vereinen, Kirchengemeinden und Elternbeiräten Auge in Auge gegenübersaßen, war die Furcht besonders groß, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit die Beteiligung eigener Familienangehöriger an der Gewaltpolitik der Nationalsozialisten ans Licht bringen und den politisch-gesellschaftlichen Frieden zerstören könne.
Auch die Stadt Lörrach tat sich lange Zeit schwer mit der Aufarbeitung ihrer eigenen NS-Vergangenheit. Hier kam die Sorge hinzu, das von vielen sorgsam gewahrte Bild könne bei ...