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Was wollen die Kandidaten im Wahlkreis Lörrach-Müllheim gegen Ärztemangel tun?

  • Do, 07. September 2017, 00:01 Uhr
    Bad Krozingen

Wir fragen die Kandidaten im Wahlkreis Lörrach-Müllheim: Das Netz der niedergelassenen Ärzte und nicht zuletzt der Hausärzte wird auch im Wahlkreis löchriger. Welche Strategie schlagen Sie vor?

Wie lockzt man Ärzte aufs Land? Foto: dpa
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Armin Schuster, CDU:

"Wir müssen bereits beim Medizinstudium ansetzen, wenn wir daran etwas verändern wollen. Mit einer bevorzugten Studienplatzvergabe für die Zusage, später als Arzt im ländlichen Raum zu arbeiten, können wir Abiturienten einen zusätzlichen Weg in die medizinischen Berufe ebnen.

Außerdem sollte das Studium gerade in seinen Praxisphasen mehr auf das Berufsbild Landarzt ausgerichtet sein, um die Möglichkeiten dieses Berufs aufzuzeigen. Dies würde dazu führen, dass weniger Studenten eine Klinikkarriere oder eine Niederlassung in der Großstadt anstreben, sondern auch in den ländlichen Raum gingen."

Jonas Hoffmann, SPD:

"Die Krankenkassenärztliche Vereinigung hat die Verantwortung die ärztliche Versorgung in unserem Land sicherzustellen. Dies funktioniert im Kreis zusehends schlechter. Die Planung sollte hier von einem reaktiven Modell auf ein Proaktives umgestellt werden, um dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen.

Politisch muss der Allgemeinarzt dadurch gestärkt werden, indem er Behandlungen abrechnen kann, die eigentlich nur von Fachärzten durchgeführt werden sollen, vorausgesetzt notwendige Ausbildung und Geräte sind vorhanden. Dies könnte Fachärzte entlasten und den Beruf des Landarztes attraktiver gestalten."

Gerhard Zickenheiner, Grüne:

"Wir benötigen eine multiple Strategie, um dem Ärzteschwund auf dem Land zu begegnen: Die Schaffung von Ärztehäusern in Unterzentren und kleineren Kommunen, regionale Niederlassungsförderung und eine steuernde Bedarfsplanung sind hilfreiche Strategien.

Der Ärzteschwund auf dem Land ist aber auch Indiz dafür, dass der ländliche Raum gegenüber der Stadt vernachlässigt wurde: Wenn die Ausstattung mit Kitas, Schulen, Breitbandversorgung, öffentlichem Verkehr und Nahversorgung stimmt, dann ist das Land auch für den Ärztenachwuchs wieder attraktiver."

Christoph Hoffmann, FDP:

"Eine bessere Bezahlung für Landärzte hilft kurzfristig. Aber nur jeder zehnte Hausarzt wird einen Nachfolger haben. Kommunen müssen Versorgungszentren aufbauen helfen, in denen Ärzte auch Teilzeit und als Angestellte arbeiten können. Langfristig hilft es sicher, etwas mehr Medizinstudienplätze zu haben und diese über Eignungsprüfung zu vergeben, statt mit dem Numerus- Clausus.

Wer eine Verpflichtung, mindestens fünf Jahre im ländlichen Raum zu arbeiten, eingeht, bekommt einen weiteren Zulassungsbonus. Das Gesundheitssystem ist überreguliert, die Mediziner haben keine Lust mehr und gehen in die Schweiz. Daher hilft auch hier Entbürokratisierung."

David Trunz, Die Linke:

"Um den ländlichen Raum medizinisch gut zu versorgen, setze ich mich für die Schaffung vieler kleiner kommunaler Gesundheitszentren ein, in welchen Haus- und Fachärzte in der Diagnose und Teilbehandlung zusammen arbeiten können. Genau aus diesem Grund war die Zentralisierung der Kliniken im Landkreis Lörrach ein enormer Fehler, der zu einer weiteren Zuspitzung des Landärztemangels führt.

Finanzierbar ist das allerdings nur, mit einer solidarischen finanzierten Bürgerversicherung, in die alle einzahlen. Dies würde auch die Verschuldungsrate von Landärzten verringern, da weniger Investitionsbedarf für die Praxen besteht, was den Beruf des Landarztes attraktiver macht."

Wolfgang Fuhl, AfD:

"Mehrere Möglichkeiten bieten sich an: A) Studierenden wird ein guter Studien-Zuschuss gewährt mit der Verpflichtung für mindestens fünf Jahre eine Praxis auf dem Land zu führen.

B) Die Kommunen bilden Ärztehäuser und finanzieren diese und vermieten die Räumlichkeiten an die praktische Ärzte.

C) Bildung von privaten Gesellschaften, welche anstatt der Kommunen die Ärztehäuser finanzieren. Wir müssen die soziale Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten im ländlichen Raum erhalten, beziehungsweise ausbauen mit schnellem Internet. Für junge Familien und Paare mit Kinderwunsch müssen die notwendigen Voraussetzungen auch im ländlichen Raum stimmen."

Mehr zum Thema:
  • Alle Fragebögen der Kandidaten im Wahlkreis Lörrach-Müllheim sowie alle bislang erschienenen Teile dieser Serie finden Sie unter mehr.bz/kandidaten17

Ressort: Bad Krozingen

Dossier: Kandidaten-Fragebogen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 07. September 2017: PDF-Version herunterladen

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