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UNTERM STRICH: Daddeln statt Akten wälzen

Martina Philipp
  • Di, 08. Oktober 2019
    Unterm Strich

In den Niederlanden gibt es eine App für Bürgermeister / Von Martina Philipp.

Kann der brandneu gewählte Lahrer Oberbürgermeister Markus Ibert Niederländisch? Dann könnte er sich schon jetzt vor Amtsbeginn abends auf der Couch spielerisch auf seine hoheitsvolle Aufgabe vorbereiten. Mit der "De BurgemeestersApp" der Niederländischen Vereinigung für Bürgermeister können Stadtoberhäupter ihr Wissen und Können kurzweilig verbessern. "Wann darf ich eine Demo verbieten?" gilt es zu beantworten und: "Was muss ich tun, wenn ein Buckelwal am Strand angespült wird?" Letzteres muss Ibert in Lahr vielleicht trotz Klimawandels erst mal nicht beschäftigen.

Per se braucht vielleicht sowieso nicht jeder Beruf eine App. Sicher, Ärzte können auf diesem Weg ohne Wälzer Medikamente nachgucken und Lehrer ihren Unterricht sowie die Ferien organisieren.

Aber wie sieht das denn aus, wenn ein OB ständig in seinem Büro thront und vermeintlich auf dem Handy rumdaddelt. Es weiß ja dann keiner, dass er gerade nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die Frage "Was mache ich in einer Krise?" zu beantworten. Vielmehr hört man ihn womöglich auch noch laut fluchen, weil er Notbefehl mit Notverordnung verwechselt hat und keinen Punkt kriegt. Wichtig wäre bei einer deutschen Version der App – so sie jemand entwickeln will –, dass sie Sorgen und Nöte im Leben von Bürgermeistern anschneidet. Etwa: "Was hilft, wenn der Spatenstich-Arm schmerzt" und: "Wie kommen vegane Ortsvorsteher durch die Feschtlezeit?"

Besonders viel Freizeit haben Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ja für gewöhnlich nicht. Irgendwer demonstriert, feiert oder stirbt immer. Deswegen könnte eine Kooperation mit einer Herz-EKG-App oder einer Meditations-App bestimmt kein Fehler sein. Noch gesünder wäre wohl nicht nur für Stadtoberhäupter die App "Is it dark outside". Diese verrät einem via Standort und Zeitzone auch in stressigen Zeiten, ob es draußen gerade dunkel ist. Sagt die App Ja, macht man das Smartphone am besten aus, geht nach Hause und liest ein Buch auf der Couch.

Ressort: Unterm Strich

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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