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UNTERM STRICH: Hot Dogs für Erwachsene

Stefan Hupka
  • Do, 04. Juli 2019
    Kolumnen

Ein Snack für die Hundstage, der nicht jedem schmeckt / Von Stefan Hupka.

Fleisch oder Wurst? Dass der Mann mit der Grillschürze so fragt, ist auch schon Jahre her. Heute kann und will man ja alles grillen, von A wie Angus und Aubergine bis Z wie Zicklein und Zucchini. Warum nicht auch H wie Hund? Aus Sicht mancher Völker im asiatischen Raum ist das ein erfreulicher Anblick, der den Appetit anregt. Nicht dagegen für den Leiter der Versammlungspolizei im schweizerischen Winterthur. Obwohl auch dahin chinesische Touristen kommen, hat er verboten, dass am heutigen Donnerstag zur Mittagessenszeit auf dem Marktplatz ein Hund gegrillt wird. Das könne "auf Kinder nachhaltig verstörend wirken", so seine Durchsage. Da war man in anderen Städten nicht so, etwa in Basel, Jena oder Hamburg, Fotos dokumentieren es. Darauf sieht man einen vollbärtigen jungen Mann mit Mütze, Schürze und Grillgabel, wie er in der Fußgängerzone an einem Gasgrill steht und neben Paprikaschoten und Maiskolben an einem Hund hantiert, der recht lecker kross gebraten wirkt. Portion gefällig, mit Ketchup oder Mayo?

Allein das Plakat darunter konnte Passanten stutzig machen: "Wenn Sie keinen Hund essen würden, warum dann ein Schwein?" Es ist, erraten, kein richtiger Grill und kein richtiger Hund, nur eine Attrappe, und das Ganze eine Aktion des Vereins Peta, der der Grillgesellschaft das Fleisch ausreden will. "Wenn ein Spanferkel oder ganze Hähnchen am Grill angeboten werden", kontern die Missionare des veganen Daseins, habe das Amt ja auch keine Sorge, ob es Kinder verstört. Wer weiß, vielleicht tut es das. Psychologen sagen, dass Chickenwings, Burger und Fischstäbchen bei Kleinen deshalb so beliebt sind, weil man das Tier nicht mehr erkennt, das das einmal war – wenn es eins war. Die beliebte Wurst im Brötchen nicht zu vergessen, die ein Deutscher einst nach USA gebracht hat, bei der man nicht wusste, ob nicht auch der vermisste Köter der Nachbarn darin unterkam. Ihr Name: Hot Dog. Wenn Ihr Kind sich nun nachhaltig Sorgen macht, sagen Sie einfach: Schätzchen, doch nicht unser Hund!

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 04. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

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