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Unterm Strich

Zahlen mit der Mastercard: Erst ein Selfie, dann die Kohle

Philipp Schulte
  • Di, 01. März 2016
    Kolumnen

Mastercard will Kunden mit dem Selbstporträt zahlen lassen / Von Philipp Schulte.

Machen Selfies unsere Welt sicherer? Dagegen spricht: Waghalsige Selbstporträt-Aktionen führten 2015 zu mehr Toten als Hai-Attacken. Mindestens zwölf sollen es laut Medienberichten gewesen sein. Darunter zwei Russen – sie knipsten sich mit einer entsicherten Handgranate. Dafür spricht: Seit es den Trend gibt, verzichten viele darauf, einen fremden Menschen zu fragen, ob der sie mit dem Partner oder Freunden vor einer Sehenswürdigkeit ablichtet. Warum sollten wir diesem auch unser Handy oder die Digitalkamera in die Hand drücken? Vielleicht tut der Fotograf erst so, als knipse er ein Foto von uns – und ist dabei schon einige Schritte entfernt. Es könnten die entscheidenden Meter Vorsprung bei einer Verfolgungsjagd sein. Also besser ein Selfie machen.

Auch das Kreditkartenunternehmen Mastercard möchte die Selfie-Sicherheit nun nutzen. Es bietet seinen Kunden ab Sommer die Möglichkeit, per Selfie zu bezahlen. An der Supermarktkasse könne man ein Foto von sich machen und in der Mastercard-App hochladen. Dort muss schon ein Foto hinterlegt sein. Das System überprüft die Identität des Bezahlenden per Gesichtserkennung. Das soll sicherer als eine PIN sein, die von irgendwem eingegeben werden könnte. Zudem soll man auf dem Selfie blinzeln. Das soll verhindern, dass Betrüger ein anderes Foto des Kunden vor die Kamera halten.

Ist das nun ein Marketing-Gag oder schafft es "Selfie-Pay" bald wirklich ein Sicherheitsgarant zu werden? Man stelle sich eine Schlange an der Kasse vor und jeder Zweite macht erst ein Foto, bevor die Kohle abgebucht wird. Und das in Zeiten, in denen es an der Kasse ziemlich flott gehen muss. Oft klappt das Foto auch nicht beim ersten Versuch. "Ups, das Foto ist nichts geworden. Nochmal." Diese Sätze würden nicht nur die Kassierer erzürnen. Der eine oder andere Kunde reagiert ja schon bei kurzen Schlangen empfindlich. Muss er sich dann noch eine alberne Foto-Aktion anschauen, wüchse der Zorn. Das Selfie verlöre schneller seine Sicherheit, als es ihm lieb ist.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. März 2016: PDF-Version herunterladen

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