JERUSALEM. Eben noch, zu Beginn, war ihre Stimme ganz leise, so als ob sie erst Mut fassen muss. Ein paarmal hat Ruth Kolian sich geräuspert und nervös an den Strähnen ihrer Perücke gezupft, die sie wie viele strenggläubige jüdische Frauen trägt, um das eigene Haupthaar nach religiöser Vorschrift zu bedecken. Doch dann legt sie los. Und je länger die 33-Jährige spricht, umso mehr sprudeln die Geschichten aus ihr heraus. Sie alle handeln von Frauenschicksalen im ultraorthodoxen Sektor, von ...