Nach 119 Tagen Haft in Venezuela ist der Journalist Billy Six nach Deutschland zurückgekehrt / Seine Familie will die Bundesregierung verklagen.
Er trägt ein kurzärmeliges Hemd. Dabei sind es gerade mal zehn Grad. Aber Billy Six, 32, sagt, er friere nicht. Neuenhagen, ein Dorf im Speckgürtel von Berlin. Six steht vor dem S-Bahnhof, um die Reporterin abzuholen. Ein schmaler Junge mit freundlichem Gesicht und einem Händedruck so fest wie ein Schraubstock. Er sagt, er habe zwei Jahre lang in Venezuela gelebt. Vielleicht ist er gedanklich immer noch dort.
Six, das ist der Reporter, der 119 Tage lang im Gefängnis El Helicoide eingesessen hat. Er war wegen Spionage, Rebellion und Verletzung von Sicherheitszonen angeklagt. "Es ging klar darum, einen Journalisten wegen seiner journalistischen Arbeit zu drangsalieren", sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen.
Aber ist Billy Six wirklich ein Journalist? Diese Frage ist der Schlüssel zu einer Geschichte, die etwas über die Staatskrise in Venezuela erzählt, vor allem aber darüber, was ...