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Plan gekippt

Keine Interrail-Tickets für Europas Jugendliche

Daniela Weingärtner und AFP

Von & AFP

Di, 28. März 2017

Ausland

Kommission will mit kleinerem Budget für Austausch werben.

BRÜSSEL. Ein Interrail-Ticket zum 18. Geburtstag für jeden jungen Europäer: Das hatte das EU-Parlament gefordert, damit die kommende Generation ihren Kontinent besser kennenlernt und sich wieder mehr für die EU begeistert. Doch die Kosten von mehr als einer Milliarde Euro würden das Budget sprengen. Deshalb hat die EU-Kommission jetzt einen deutlich abgespeckten Plan vorgelegt.

Von diesem würden jährlich zwischen 5000 und 7000 Oberstufenschüler im Rahmen der Partnerprogramme mit Schulen in anderen EU-Ländern profitieren. Sie erhalten einen Reisekostenzuschuss im Wert von 350 bis 530 Euro pro Person und können ihr Verkehrsmittel frei wählen. Die Schüler können alleine unterwegs sein, aber auch gemeinsam mit ihrer Schulklasse. Dabei sollen sie laut Vorgabe der EU-Kommission auch die Kohlendioxidemissionen ihrer Europareisen im Blick behalten. Die abgespeckte Variante soll nur 2,5 Millionen Euro pro Jahr kosten – und nicht nach dem Gießkannenprinzip das Reisen um seiner selbst willen fördern.

Vor den Augen von Manfred Weber (CSU), dem konservativen Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei, findet der Plan trotzdem keine Gnade. "Die Europäische Kommission hätte anlässlich des sechzigsten Geburtstags der Römischen Verträge einen originellen und ehrgeizigen Vorschlag vorlegen könne, der die Menschen wieder mit Begeisterung für Europa erfüllt. Das hätte das Signal für einen Neuanfang sein können", sagt Weber. Er kündigt an, sich weiterhin für seinen ursprünglichen Plan mit dem Interrail-Ticket für junge Europäer einzusetzen und setzt auf das Budget für 2018.

Die Mitgliedsstaaten für das Thema zu erwärmen, dürfte jedoch schwierig werden: Mit Großbritannien verlässt einer der größten Nettozahler die EU. Allein deshalb ist Sparen angesagt. Außerdem gab es ohnehin schon viel Kritik an Webers Interrail-Idee: Schließlich könne man mit einem Gratisticket auch mit der heimischen Clique ans Meer fahren – und dort unter sich bleiben.

Die Schulen wählen aus, wer verreisen darf

Dieses Risiko besteht beim abgespeckten Modell der EU-Kommission weniger. Da es in europäische Partnerprogramme der Schulen eingebettet ist und die Schulen auswählen, wer in den Genuss des Stipendiums kommt, steigt die Chance, dass echte Begegnungen unter jungen Europäern gefördert werden. Wer am Rande Europas wohnt, etwa in Malta oder Nordfinnland, erhält wegen des deutlich längeren Anreiseweges einen Zuschlag.

Da neben der Bahn auch Fähren oder Flugzeuge genutzt werden können, ist der Vorschlag auf den ersten Blick weniger umweltfreundlich. Die Auflage, eine bestimmte CO2-Schwelle pro Reisekilometer nicht zu überschreiten, soll aber das Umweltbewusstsein fördern – die Schüler sollen sich schon bei der Antragstellung Gedanken darüber machen, welchen ökologischen Fußabdruck sie hinterlassen. Reisen mit Charterbussen oder privaten Pkw sind ohnehin von der Förderung ausgeschlossen. Die Reisen, die bis zu zwei Wochen dauern können, sollen laut EU-Kommission zwischen August 2017 und Dezember 2018 stattfinden.

Ressort: Ausland

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 28. März 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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