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Umfrage

Studie sieht Populismus in Europa auf dem Vormarsch

Karl-Heinz Fesenmeier
  • Di, 22. November 2016, 00:01 Uhr
    Ausland

In Deutschland hat der Populismus offensichtlich geringere Chancen, bei den Bürgern Gehör zu finden als in den meisten anderen Ländern Europas. Zu diesem Ergebnis gelangt eine britische Umfrage.

Bei der Mehrheit der  Bundesbürger kommen die  Vereinfacher nicht an.  | Foto: dpa
Bei der Mehrheit der Bundesbürger kommen die Vereinfacher nicht an. Foto: dpa
Gerade mal 18 Prozent der Deutschen sind danach anfällig, den politischen Vereinfachern auf den Leim zu gehen. Diese Zahl deckt sich ungefähr mit einer Zahl aus der Studie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt wurde und ebenfalls am Montag erschienen ist. Dort wird der Anteil der Bevölkerung, dem eine fremdenfeindliche Haltung und eine innere Distanz zur Demokratie attestiert wird, ebenfalls in dieser Größenordnung angegeben. Diese Zahl spiegelt auch die jüngsten Wahlergebnisse der rechtspopulistischen AfD wider.

Dass sich Deutschland "als das widerstandsfähigste Land" in Europa herausstellt, wie der Yougov-Forschungsdirektor Joe Twyman zitiert wird, dürfte verschiedene Ursachen haben: Zum einen ist der Rechtsradikalismus allein schon aus historischen Gründen in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft weitgehend zutiefst verpönt. Ähnlich verhält es sich mit Spanien, das bis 1977 unter dem faschistischen Franco-System litt.

Zum anderen hatte der Linkspopulismus in Deutschland eigentlich nie eine Chance – erst recht nicht nach dem gescheiterten sozialistischen Experiment namens DDR. In anderen Ländern sieht das mitunter anders aus. In Frankreich mit seinem Revolutionsmythos und in Großbritannien vermischen sich links- und rechtspopulistische Töne, die zum Beispiel beim Thema Globalisierungskritik ganz ähnlich klingen können. In der Studie wird darauf hingewiesen, dass der französische Front National wie die britische Anti-EU-Partei Ukip zum erheblichen Teil von Menschen gewählt werden, die sich eher als Arbeiterklasse verstehen und traditionell links gewählt haben.

In Osteuropa ist die Demokratie wenig verwurzelt

Der Populismus speist sich in den meisten Ländern – so auch in Deutschland – aus Vorurteilen gegen das politische (und wirtschaftliche) Establishment sowie die EU-Institutionen. Überhaupt scheinen sich in der Ablehnung der EU alle Populisten zu treffen, linke wie rechte. Und ebenso in einer ablehnenden Haltung gegen Zuwanderer und Asylbewerber. Eine stärkere Betonung nationaler Stärke und Eigenständigkeit ist die logische Folge.

Besonders erschreckend sind die Zahlen für Osteuropa (siehe Grafik). Sie haben ihre Ursache möglicherweise darin, dass die Demokratie in diesen Ländern sowohl als praktizierte Staatsform als auch als politische Geisteshaltung nur eine äußerst dürftige Tradition hat.

Ressort: Ausland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 22. November 2016: PDF-Version herunterladen

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