Thüringen hat einen Ministerpräsidenten der Linken – für ganz Deutschland etwas Neues, an das sich die Republik noch gewöhnen muss.
Kurz nach elf ist er wieder der Alte. Die Sicherheit ist wieder da, der Schreck verflogen, das Erstaunen und ein Teil der gewaltigen Aufregung haben sich gelegt: Bodo Ramelow, der erste Ministerpräsident der Linkspartei, Chef einer neuartigen Thüringer Regierung von Linken, SPD und Grünen (kurz: rg genannt), steht am Pult des Erfurter Landtages und kann wieder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Frei und munter und ohne penibel Wort für Wort vom Blatt abzulesen. Er blickt auf, die Sätze fließen wieder von selbst aus seinem Mund.
Es ist der Augenblick, als er die Welt wieder im Griff hat und die Welt nicht ...