Martin Schulz versucht, seiner Partei die Angst vor dem Regieren zu nehmen. Begeisterten Beifall erntet er dafür nicht – aber er behält seinen Job.
Um zwanzig Minuten vor acht erreicht SPD-Chef Martin Schulz, der bei der Bundestagswahl so grässlich Schiffbruch erlitt, endlich das rettende Ufer. Die Genossen wählen ihn ein weiteres Mal zum Parteichef, mit 81,9 Prozent. Das ist passabel nach all dem, was war. Kurz zuvor haben sie auch seiner Bitte entsprochen, ergebnisoffene Gespräche mit der Union führen zu dürfen – nach fünf Stunden Debatte. Schulz hat freie Hand, zumindest für ein paar Wochen, bis zum nächsten Parteitag, der nach Sondierungen über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen abstimmen soll.
Man kann nur erahnen, wie schwer der Stein ist, der ihm in der Berliner Messehalle in diesem Moment vom Herzen fällt. Schulz herzt die Genossen der Parteiführung wie Brüder und Schwestern, ergriffen von diesem ...