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Interview

Europaminister Peter Friedrich: "Europa wird ein Erfolgsmodell"

BZ-Redaktion

Von

Sa, 25. Oktober 2014

Deutschland

ZISCH-INTERVIEW mit dem Europaminister Peter Friedrich (SPD) über seinen Job, seine Familie und warum Europa auch in Zukunft wichtig ist.

Selfie mit Minister: Lara Ochs und Lara Press-Lohrmann mit Minister Friedrich in der BZ (von links) Foto: REISER
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FREIBURG. Was macht eigentlich ein Europaminister? Peter Friedrich (SPD) stellte sich am Freitag in der BZ-Redaktion den Fragen der Zisch-Kinder Lara Ochs (12) und Lara Press-Lohrmann (12) vom Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg sowie Lilli Frank (9) und Ronja Gutjahr (9) von der Schneckentalschule Pfaffenweiler.

BZ: Herr Friedrich, wieso braucht Baden-Württemberg denn einen Europaminister?
Friedrich: Baden-Württemberg liegt im Herzen Europas, wir haben viele Grenzgänger und auch viele Menschen ausländischer Herkunft. Deshalb hat es Sinn, einen Europaminister zu haben, der sich um diese Dinge kümmert.
BZ: Weshalb gibt es keinen Europaminister für Deutschland?
Friedrich: Doch, es gibt einen; sein Name ist Michael Roth, er ist Staatsminister im Auswärtigen Amt.
BZ: Warum haben Sie den Beruf gewählt?
Friedrich: Ich habe ihn nicht gewählt, er hat mich gewählt. Es war eher ein Hobby, das ich dann zu meinem Beruf gemacht habe.
BZ: Wie viele europäische Sprachen sprechen Sie?
Friedrich: Ich spreche drei Sprachen: Deutsch, Französisch und Englisch. Leider kann ich kein Italienisch, aber ich würde es gerne lernen.
BZ: Wo ist Ihr Arbeitsplatz?
Friedrich: Ich habe drei Arbeitsplätze, in Stuttgart, Berlin und in Brüssel. Ich bin viel unterwegs, deswegen arbeite ich auch im Auto und im Flugzeug.
BZ: Wie viele Stunden arbeiten Sie?
Friedrich: Ich arbeite im Durchschnitt zwölf Stunden am Tag. Ich habe auch Termine am Wochenende. Ein Politiker ist immer im Dienst.Wenn ich jemanden im Supermarkt treffe, der mich etwas fragen will, kann ich nicht sagen, ich antworte nicht. Arbeit und Freizeit sind schwer zu trennen.
BZ: Gefällt Ihnen Ihr Beruf?
Friedrich: Ja, ich mache ihn gerne, und ich lerne viele Leute kennen. Ich habe keine klassische Ausbildung zum Politiker, aber das ist nicht ungewöhnlich. Studiert habe ich Verwaltung.
BZ: Reisen Sie viel für Ihren Beruf?
Friedrich: Ja, ich reise viel in Baden-Württemberg; ich war jetzt auch schon in fast allen Ländern Europas in den letzten drei Jahren. Ihr dürft das euch jetzt aber nicht wie eine klassische Urlaubsreise vorstellen, ich sehe nicht sehr viel von den Ländern. Meistens fliegt man irgendwohin, sieht den Flughafen, das Hotel, das Regierungsgebäude, die Kongresshalle und schließlich wieder den Flughafen. Dann stellt man fest, dass viele Dinge gleich sind. So gibt es in den Kongresshallen immer die gleichen Stühle. Egal, wo man in Europa sitzt, man sitzt fast immer auf den gleichen Stühlen. An diesem Sonntag fliege ich nach Kanada, mal sehen, ob mich dort auch wieder die gleichen Stühle erwarten.
BZ: Was bedeutet Europa für Sie?
Friedrich: Europa ist für mich meine Heimat; ich bin in Karlsruhe aufgewachsen, in der Nähe von Frankreich. Europa gibt die Chance, Antworten auf globale Fragen zu finden, wie zum Beispiel den Klimawandel und Zuwanderung. Das sind Sachen, die wir nicht mehr alleine lösen können, als Land wie Deutschland oder als Bundesland wie Baden-Württemberg, sondern nur zusammen in Europa.
BZ: Was wird Ihrer Meinung nach aus Europa?
Friedrich: Ich glaube, Europa wird ein Erfolgsmodell und kann weltweit als eine Friedensmacht handeln. Europa wird die Region sein, die eine eigene Antwort auf den Klimawandel findet. Europa wird auch ein Ort sozialer Gerechtigkeit sein und diese vielleicht auch ein wenig in die Welt verbreiten.
BZ: Anderes Thema: Was tut Baden-Württemberg, damit es Flüchtlingen besser geht? Können wir mehr aufnehmen?
Friedrich: Wir nehmen ja schon sehr viele Flüchtlinge auf; bereits dreimal mehr als in den letzten Jahren. Wir müssen vor allem dafür sorgen, dass es den Flüchtlingen hier gut geht, dass sie sich sicher fühlen, die fremde Sprache schnell erlernen, schneller eine Arbeit finden und merken, dass sie etwas wert sind. Ich bin sehr froh, dass Flüchtlinge heute nicht mehr so betrachtet werden wie vor zehn Jahren. Wir werden sehr viel mehr Geld dafür investieren als andere Bundesländer.
BZ: Und finden Sie, dass Kinder schon ab zwölf Jahren wählen dürfen sollen?
Friedrich: Ja, definitiv. Als Bundesabgeordneter hab’ ich mich für ein Wahlrecht für alle eingesetzt, Eltern wählen dabei für ihre kleinen Kinder. Kinder dürfen ja auch ihre Religion ab 14 Jahren wählen − das ist auch eine wichtige Entscheidung.
BZ: Haben Sie Kinder?
Friedrich: Ja, ich habe eine Tochter und einen Sohn, sie sind acht und zehn Jahre alt. Lisa hat mir das Armband gemacht (ein blau-rotes Loom-Armband, Anm. der Redaktion)...
BZ: Das passt ja zu Ihrer Krawatte!
Friedrich: Die hat meine Tochter heute morgen ausgesucht.
BZ: Haben Sie Zeit für Ihre Kinder?
Friedrich: Nicht so viel, wie ich gerne hätte. Ich habe heute Morgen Lisa in die Schule gefahren und mit meinem Sohn Juri einen Rap auswendig gelernt. Manchmal mache ich mein Handy aus,wenn wir zusammen Zeit verbringen. Wir haben keinen Fernseher, dann sitzen die Kinder auch nicht andauernd vor der Glotze.
BZ: Haben Sie Haustiere?
Friedrich: Nein, ich bin gegen alles allergisch, was kreucht und fleucht. Ich habe meinen Kindern aber versprochen, nochmal einen Allergietest zu machen. Sie haben sich einen Hund gewünscht. Aber sie müssen auch für ihn verantwortlich sein. Wenn ich mit dem Hund raus muss, dann muss ich ja noch früher aufstehen.

Peter Friedrich (42) ist Minister für Bundesrat, Europa und Internationale Angelegenheiten in Baden-Württemberg

Ressort: Deutschland

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Sa, 25. Oktober 2014:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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