Richard von Weizsäcker wirkte mit der Macht seiner Worte, in seiner Biografie spiegelt sich ein Jahrhundert deutscher Geschichte – am Samstag ist er gestorben. Ein Nachruf.
Ein Mensch, der in einem Alter stirbt, das weit hinausreicht über die 80 Jahre, die die Bibel dem Menschen im besten Fall zubilligt, ist in dem meisten, was seine Existenz ausmachte, Vergangenheit. Doch im Fall von Richard von Weizsäcker, dem langjährigen Bundespräsidenten und früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, rührt sie an das Ganze der Bundesrepublik, an ihr äußeres und ihr inneres Dasein als historische Erscheinung und politisches Gemeinwesen. Denn das Leben, das am Sonnabend im Alter von 94 Jahren zu Ende gegangen ist, war ein Jahrhundertleben.
Ohne ihn hätte die Bundesrepublik anders ausgesehen. Das Deutschland, das wir geworden sind, verdankt sich auch Richard von Weizsäcker. Natürlich sind es vor allem die zehn Jahre, in denen er das Amt des Bundespräsidenten bekleidet hat, die ihn zu einer eindrucksvollen Größe der deutschen Nachkriegsgeschichte gemacht haben. Denn er war ein vorzüglicher Präsident, die Erinnerung daran ist noch gegenwärtig: die einprägsame Physiognomie, die Eleganz seines Auftretens, die Überzeugungskraft ...