In Deutschland leben rund zwei Millionen Aussiedler aus Polen. Sie integrieren sich so gut, dass sie keinem mehr auffallen. Unsere Autorin schildert das Phänomen anhand ihrer Familiengeschichte.
Es war der 17. Juni 1988, als wir einen polnischen Abgang machten, wobei ich erst viel später verstand, was das heißt, und auch, dass der Ausdruck uns Polen ein bisschen beleidigen soll. Aber in dieser Nacht von Freitag auf Samstag war es tatsächlich so: Wir hauten einfach ab, grußlos. Wir waren etwa fünfzig Kilometer gefahren, raus aus dem grauen Plattenbau, raus aus Wejherowo, als meiner Mutter das Wörterbuch einfiel. Sie hatte es auf dem Bügelbrett liegen lassen, Deutsch-Polnisch, Polnisch-Deutsch. Tränen rannen über ihre Wangen. Was, wenn es uns verrät? Die ganze Aufregung, die Lügen, alles umsonst?
So begann das neue Leben meiner Eltern, und somit auch meins und das meiner Schwester. Mit Angst. Vielleicht erklärt diese Angst, warum meine Eltern, als sie es tatsächlich nach Deutschland geschafft hatten, fast genauso weitermachten: Bloß nicht auffallen. Unsere Leitfrage der ...