Fantasievolles Spiel mit Assoziationen
Die Band International Music beim Freiburger Ahoii Festival.
So gesehen sind International Music schon wieder die Ausnahme. Zur Eröffnung des sechsten Freiburger Ahoii Festivals spielt die Essener Band ihr 2018 veröffentlichtes Debütalbum "Die besten Jahre" im Great Räng Teng Teng – mit Ausnahme eines weggelassenen Stückes strikt in der Originalreihenfolge. Und man fragt sich glatt, warum nicht mehr junge Bands entsprechend verfahren, so lange ihr Repertoire ohnehin nicht mehr umfasst als eine Platte. Schließlich funktioniert es ganz prächtig.
Das liegt zum einen daran, dass sich International Music durch das nach eigenen Angaben neu eingeführte Konzept sichtlich aus der Komfortzone holen: Auch an selten gespielte Stücke wie dem schrägen Hit "Cool Bleiben" führt dann eben kein Weg vorbei, zur Freude des Publikums. Zum anderen handelt es sich bei dem Trio um lustigere und kontaktfreudigere Zeitgenossen, als es der schnoddrige und betont kühl vorgetragene Indie-Rock ihres Debüts vermuten ließe.
Der Name International Music ist dabei so ulkig wie treffend, denn in ihrem Sound wimmelt es tatsächlich von musikalischen Referenzen: Im eröffnenden "Metallmädchen" klingen mit Orgel die Doors an. Gerade die ruhigeren Momenten erinnern oft an The Velvet Underground. Und "Farbiges Licht" klingt mit treibendem Beat und präsenter Melodie-Gitarre nach britischem Post-Punk.
An eine ähnliche Ära, die Neue Deutsche Welle, erinnern die skurrilen, sloganhaften Texte. "Im seltensten Fall wollen wir etwas Bestimmtes sagen in unseren Liedern", gaben International Music kürzlich im Deutschlandfunk zu Protokoll. Stattdessen nehme man das Ganze als fantasievolles Spiel mit Sprache und mit Assoziationen wahr. Ein Thema scheint die Band dabei wiederkehrend umzutreiben: "Mama, warum krieg ich’s immer so, wie ich es bestellt hab?" singen Peter Rubel (Gitarre) und Pedro Goncalves Crescenti (Bass) an dritter Stelle. "Meine Eltern kümmern sich um mich", verkünden sie später Mantra-artig. Und in der Zugabe heißt es: "Ich brauch euch nicht, mein Daddy ist rich." Autobiografisches Element, gesellschaftskritische Spitze, purer Quatsch? Die Entscheidung verbleibt beim Hörer.
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