Straße der Lebenden und der Toten
Eine polnische Theatergruppe erinnert mit einem Stück an den "deutschen Danton": Spurensuche nach Ernst Toller in seinem Geburtsort Szamocin.
In Polens westlicher Grenzregion finden sich zahlreiche Erinnerungsorte der polnisch-jüdisch-deutschen Vergangenheit. Landsberg a. d. Warthe, heute Gorzów Wielkopolski, beschwört Christa Wolfs Roman "Kindheitsmuster". Nach der unweit gelegenen Stadt Kolmar (poln. Chodziez) benannte sich die von den Nazis ermordete jüdische Lyrikerin Gertrud Kolmar. 14,7 Eisenbahnkilometer von Chodziez entfernt, in Szamocin, erinnert heute eine polnische Theatertruppe an die Kindheit des dort geborenen Schriftstellers Ernst Toller.
"Friedrich der Große erlaubte meinem Urgroßvater mütterlicherseits als einzigem Juden in Samotschin, einer kleinen Stadt im Netzebruch, sich anzusiedeln", schrieb Ernst Toller 1933 im Exil. Da brannten seine Schriften bereits auf dem Scheiterhaufen, den die Nazisfür die Bücher ihrer Feinde errichtet hatten. Am 1. Dezember 1893 geboren, zog es den deutschen Juden Toller mit Hurra in den Ersten Weltkrieg. Das Grauen des Stellungskrieges in ...