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BZ-Interview

Busfahrer spricht über seine Rebellion gegen die Kleiderordnung - im Rock

Anika Maldacker
  • Fr, 23. Juni 2017, 07:34 Uhr
    Panorama

Der französische Busfahrer Gabriel Magner und seine Kollegen haben protestiert - gegen strenge Kleiderregeln bei der Arbeit. Ihr Auftritt hat für mediales Aufsehen gesorgt.

So haben die Busfahrer die Kleiderregeln kritisiert.  | Foto: CFDT
So haben die Busfahrer die Kleiderregeln kritisiert. Foto: CFDT
Männer haben es nicht immer leicht, vor allem wenn es heiß ist und sie Anzug tragen müssen, während weibliche Kolleginnen in Kleider und Röcken gehüllt sind. Fünf Busfahrer aus Nantes im Westen Frankreichs haben sich das nicht mehr gefallen lassen. Da ihr Arbeitgeber, das Verkehrsunternehmen Semitan, ihnen kurze Hosen bei der Arbeit verboten hat, kamen sie am Dienstag im Rock ans Gleis. Ihr Auftritt hat für mediales Aufsehen gesorgt. Gabriel Magner ist einer von ihnen und erklärt im Gespräch mit Anika Maldacker, worum es ging.

"Ich habe mich wie ein römischer Legionär im Römischen Reich gefühlt." Gabriel Magner
BZ: Herr Magner, wie kam es dazu, dass Sie und Ihre vier Kollegen am Dienstag im Rock am Bahnsteig standen?

Magner: Wir hatten in Nantes eine unglaubliche Hitzewelle in den vergangenen Tagen. Als Bus- oder Tramfahrer in Nantes dürfen wir aber nicht in kurzen Hosen arbeiten, selbst wenn es keine Klimaanlage gibt, was oft der Fall ist. Die Temperatur kann im Bus bis zu 50 Grad ansteigen. Nun erlaubt die Kleiderordnung unserer Firma für Frauen Röcke, aber kein Äquivalent für Männer. Die Geschäftsführung wollte uns kurze Hosen nicht erlauben. Mit dem Tragen der Röcke wollten wir die Geschäftsführung und die Öffentlichkeit dazu aufrufen, über die Kleiderordnung zu reflektieren.

BZ: Solche Regeln oder Richtlinien sind ja keine Seltenheit. Wie hat Ihr Arbeitgeber reagiert?

Magner: Wir haben am Donnerstagnachmittag die offizielle Bestätigung erhalten, dass wir in diesem Jahr unsere eigenen kurzen Hosen tragen dürfen und im nächsten Jahr Bermudas als Arbeitskleidung erhalten.

BZ: Finden Sie, dass Männer hinsichtlich der Kleiderregeln diskriminiert werden?

Magner: In einigen französischen Städten können männliche Fahrer im Nahverkehr bei der Arbeit kurze Hosen tragen, sogar in Städten der Bretagne, wo es oft frisch ist. Es gibt natürlich viele Punkte, wo es Frauen in der Arbeitswelt schwerer als Männer haben, aber hier sind wir Männer benachteiligt.

BZ: Wie fühlt es sich als Mann an, einen Rock zu tragen?

Magner: Ich habe mich wie ein römischer Legionär im Römischen Reich gefühlt. (Lacht) Es war ein neues Gefühl, aber auch extrem bequem.
Gabriel Magner (41) arbeitet als Busfahrer in Nantes und ist Mitglied des (CFDT), des größten Gewerkschaftsbunds Frankreichs.

Ressort: Panorama

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