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Malawi

Drohnen für den Transport von Blutproben geplant

dpa

Von dpa

Mi, 25. Mai 2016 um 00:00 Uhr

Panorama

Malawi hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit. Dort könnten bald Drohnen zum Einsatz kommen, die HIV-Tests aus entlegenen Dörfern in Kliniken transportieren.

Mi einem solchen Quadrocopter sollen in Malawi Blutproben transportiert werden.   | Foto: dpa
Mi einem solchen Quadrocopter sollen in Malawi Blutproben transportiert werden. Foto: dpa
Malawi hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit. Diagnose und Behandlung in dem südafrikanischen Land sind allerdings schwierig, denn die Infrastruktur des Landes ist schlecht, selbst kurze Distanzen bedeuten oft viele Stunden Anfahrt. Nun testet das Land Drohnen für den Transport von Blutproben – und übernimmt damit eine Pionierrolle.

Die Propeller der kleinen, weißen Drohne surren im Hinterhof einer Klinik in Lilongwe in Malawi. Sie ist bereit zum Start. Gespannt beobachten Dutzende Behördenvertreter das Gerät, dann betätigt Gesundheitsminister Peter Kumpalume eine App auf seinem Smartphone. Die fünf Kilogramm schwere Drohne hebt ab und verschwindet im wolkenlosen Himmel.

Dieser hochoffizielle Drohnenstart ist ein Test: Unbemannte Fluggeräte könnten in Zukunft Blutproben für HIV-Tests in ein Labor fliegen. Damit soll die Wartezeit auf Ergebnisse deutlich reduziert werden – denn der Transport über Land ist wegen schlechter Straßen und hoher Benzinkosten im bitterarmen Malawi langsam und mühselig. Es ist eines der ersten Länder, das Drohnen für medizinische Zwecke einsetzen will. Unterstützt wird das Projekt vom UN-Kinderhilfswerk Unicef.

Statt Wochen oder Monate könnte ein Testergebnis nun innerhalb von fünf Tagen vorliegen, erklärt Henry Limula vom Labor im Kamuzu-Krankenhaus, wo die Drohne nach nur 20 Minuten Flugzeit sicher gelandet ist. "Das könnte über Leben oder Tod entscheiden", sagt er. Die Menschen hätten aufgeregt, aber auch ängstlich auf die Drohne reagiert. "Für viele ist so ein flügelloses Flugzeug Hexerei."

Etwa zehn Prozent der Malawier zwischen 15 und 49 Jahren sind nach Angaben der UN HIV-positiv. Das sind zwar viel weniger als vor zwanzig Jahren, bedeutet aber immer noch eine der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit. Etwa 70 Prozent jener, bei denen eine HIV-Infektion festgestellt wird, erhalten antiretrovirale Medikamente.

Babys werden ebenfalls getestet, und die Resultate müssen rasch vorliegen, da Neugeborene noch keine eigenen HIV-Antikörper entwickelt haben, wie Limula erklärt. Sie haben im Fall einer infizierten Mutter jedoch Antikörper bekommen, denn diese durchdringen die Plazenta, was die Viren nur in seltenen Fällen tun. Hier sind die Drohnen besonders wichtig, denn bestehende Schnelltests können bei Neugeborenen laut Limula nicht angewendet werden: Da alle Kinder infizierter Mütter HIV-Antikörper haben, kann über diese nicht ermittelt werden, ob sie sich nun infiziert haben oder nicht.

Eine Mutter wartet in einer Klinik in Matapila mit ihrer vier Monate alten Tochter auf einen HIV-Test.

Im Behandlungsraum piekst ein Arzt die kleine Eda in die Ferse. Das Baby schreit, fünf Tropfen Blut fallen auf eine Karte. "Ich weiß nicht, wann ich das Ergebnis bekomme", sagt ihre Mutter. Die Bäuerin ist selbst HIV-positiv. "Es ist schwierig, jede Woche die 2,5 Stunden zur Klinik zu gehen und nachzufragen, ob es schon da ist."

Gesundheitsminister Kumpalume meint, die Drohnen könnten ein effektiver Weg sein, damit Patienten schneller ihre Testergebnisse bekämen. Aber in welchem Umfang der Einsatz der Drohnen in Malawi möglich sei, sei noch nicht entschieden. Für Edas Mutter geben die Drohnen trotz aller Fremdartigkeit Hoffnung. Sie fürchte sich etwas, wenn sie eine solche Flugmaschine am Himmel sehe, sagt sie. Aber wenn sie helfe, zu klären, ob ihr Kind gesund oder krank sei, dann "wäre das eine tolle Sache."

Ressort: Panorama

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Di, 31. Mai 2016:
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