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Twitter-Oma Renate Bergmann hat 35000 Follower

  • dpa

  • Mi, 23. November 2016, 16:09 Uhr
    Panorama

Renate Bergmann (82) kommt auf mehr Follower bei Twitter als viele Prominente. Sie geht gern auf Beerdigungen und nimmt das Leben, wie es kommt. Die fiktive Oma begeistert das Netz.

Sogar ins Theater hat es die Twitter-O...d sie von einer Schauspielerin gemimt.  | Foto: dpa
Sogar ins Theater hat es die Twitter-Oma geschafft. Hier wird sie von einer Schauspielerin gemimt. Foto: dpa
Renate Bergmann, geborene Strelemann, ist ein Phänomen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Seniorin aus Berlin-Spandau mit Vorliebe für Korn, Klosterfrau Melissengeist und fremde Beerdigungen behält über Twitter die großen und kleinen Dramen des Lebens genauestens im Blick. Knapp 35 000 Follower hat sie inzwischen. Dass die Helene-Fischer-Anhängerin nur in der Online-Welt existiert, macht da eigentlich nichts aus.

Ein Tweet am Morgen ist ein Muss und klingt dann so: "Montags sind immer so wenig Traueranzeigen in der Zeitung, da ist man ruck zuck durch mit dem Lesen. Guten Morgen wünscht Renate Bergmann." Damit wären wir auch bei einem der wichtigsten Themen aus ihrem Alltag. Denn Begräbnisse sind für die Rentnerin kein Anlass zu übermäßiger Trauer, sondern harte Arbeit: "Ich war den ganzen Tag auf Beerdigungen, liebe Güte, wissen Se, das schlaucht! "

Ersonnen hat die Figur Torsten Rohde – aus einer Bierlaune heraus

Die erste Twitter-Nachricht setzte sie im Januar 2013 ab, seitdem ging es mit der Follower-Zahl stetig nach oben. Ersonnen hat die Figur Torsten Rohde – aus einer Bierlaune heraus an Weihnachten. "Ich hab einfach angefangen zu twittern, die Leute fanden das lustig", erzählt der 42-Jährige, der die User zunächst einige Zeit im Unklaren darüber ließ, dass hinter dem Account @RenateBergmann in Wirklichkeit ein Controller aus Genthin in Sachsen-Anhalt steckte. Unterstützung bekam er dabei auch von Moderatorin Sarah Kuttner, die das Spielchen immer wieder mitmachte und etwa ihre Omi Renate Bergmann bei Twitter willkommen hieß.



Mit Erscheinen des ersten Buchs ("Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker") wurde das Rätsel dann gelüftet. Der Begeisterung für die Twitter-Oma tat das aber keinen Abbruch. "Ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, dass jemand das für real hält", sagt Rohde. Inzwischen gibt es sechs Bände, weitere sind in Planung. Außerdem tourt er gemeinsam mit Schauspielerin Anke Siefken durch die Republik und lässt Renate Bergmann ihre Weisheiten unters Volk bringen - nicht über Twitter, sondern höchstpersönlich von der Bühne aus.

Korn, Kölnisch Wasser und Smartphone in Reichweite

So auch Mitte November im Berliner Kabaretttheater Distel. Da steht sie nun und hat sich fein gemacht. Blaues Kostüm, Filzhut, Brille. Korn, Kölnisch Wasser und Smartphone in Reichweite. Torsten Rohde beobachtet das Geschehen vom Publikum aus und sorgt auf Twitter für Nachschub aus dem Renate-Bergmann-Universum. Diesmal geht es um Doberschnauzer Norbert und dessen Schlafprobleme. Multitasking scheint für Renate Bergmann kein Fremdwort.

Follower, darunter Politikerinnen wie Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau von der Linkspartei (8000 Follower), Ex-Ministerin Renate Künast (26 000) von den Grünen oder eben Moderatorin Kuttner (165 000), haben im Laufe der Zeit viel von Oma erfahren. Dazu gehört das illustre Umfeld: Die esoterisch angehauchte Tochter Kirsten ("Das Mädel hat nicht alle Platten an am Herd") oder die stets kritisch beäugte, männerverschleißende Nachbarin ("Bei der Berber ist schon alles duster, und dabei ist nicht mal ein Kerl da. Die brütet bestimmt eine Erkältung aus").

Was sagt Rohde zum Erfolg der Twitter-Omi? "Ich kann’s mir nicht erklären. Vielleicht liegt’s daran, dass viele so eine Oma zu Hause haben oder aber so eine Oma in Gedanken mit sich herumtragen, die nicht mehr da ist. Eine Oma, die ein bisschen schrullig ist, gewitzt und auch ein bisschen nervt." Auch aus dem Publikum in der Distel sind nach dem Leseabend ähnliche Einschätzungen zu hören.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 23. November 2016: PDF-Version herunterladen

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