Im Palast "Sünnet Sarayi" in Istanbul feiern die Familien ausgelassen die Beschneidung der Söhne – dank örtlicher Betäubung geht es glimpflich ab.
Gleich wird es blutig. Dann müssen die sieben Jungs im weißen Prinzenkostüm und mit turbanähnlichem Hut auf dem Kopf zu dem Mann mit dem Skalpell, einer nach dem anderen. Während ihre Eltern ihnen auf der Bühne die kleinen Hände halten, zieht ihnen der Beschneider die Hose herunter. Die Jungs schauen stolz und unsicher zugleich, als sich der glatzköpfige Mann mit dem tätowierten Unterarm über ihren entblößten Schoß beugt. Endlich sind der Clown, der Sänger und der Keyboardspieler einmal still. Nur ein dicker Imam auf der Bühne spricht ein Gebet. Mütter weinen still. Es riecht nach Desinfektionsmittel und verbranntem Fleisch.
Alltag für Levend Özkan, der in einem weißen Kittel an der Eingangstür des kreisrunden fensterlosen Saales in Istanbul steht. An einem Sonntag gegen 14 Uhr schaut er sich das Spektakel lächelnd an. Er ist hier aufgewachsen, zwischen dem Kitsch, den aufgeregten ...