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Neues Modegetränk

Kava-Drinks erobern die Bars von New York

  • afp

  • Di, 20. Februar 2018, 11:25 Uhr
    Gastronomie

Braun und schlammig – das neue New Yorker Modegetränk sieht nicht besonders appetitlich aus. Dennoch boomen Kava-Bars in der US-Metropole.

In New York haben schon drei Kava-Cafés eröffnet. Foto: DON EMMERT
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In der Südsee ist das Gebräu aus der betäubenden Kava-Wurzel seit Jahrtausenden Kult. Nun entdecken gestresste Hipster an der Ostküste Kava als Mittel zur Entspannung für sich. Dafür mitverantwortlich ist auch US-Präsident Donald Trump.

"Das ist sehr entspannend, nicht wie Alkohol und Drogen", sagt die Künstlerin Sabrina Cheng aus Brooklyn. Die 26-Jährige hat Kava erst vor Kurzem für sich entdeckt. Manchmal sitzt sie den ganzen Tag im Café "Brooklyn Kava", liest, unterhält sich und arbeitet am Laptop. Kava entspannt und macht euphorisch, Zunge und Lippen fühlen sich leicht taub an.

"Wenn eine Stadt Entspannung braucht und runterkommen muss, dann ist es New York", sagt Harding Stowe, der das "Brooklyn Kava" im Künstlerviertel Bushwick eröffnet hat. "Ich glaube, das wird ein Boom -er beginnt schon gerade."

Teenager und junge Leute zwischen 20 und 30 trinken weit weniger Alkohol als ihre Eltern. Diesen Trend hoffen die Kava-Anbieter für ihr Geschäft zu nutzen. "Es ist nicht mehr cool, jeden Abend in Bars zu gehen", sagt der 31-jährige Stowe. "Die Leute wollen etwas Neues und Gesundes."

Auf den Südseeinseln, wie zum Beispiel auf Fidschi, wird Kava - auf Deutsch Rauschpfeffer - bei religiösen und kulturellen Zeremonien verwendet. In 90er Jahren gab es schon einmal den Versuch, Kava im Westen zu etablieren. Doch die Exporte damals waren von schlechter Qualität und das Wissen über die Pflanze war gering. Berichte über Leberschäden durch den Konsum von Kava führten zu einem Verbot in Europa. Doch seit einigen Jahren steigt der Export wieder.

"Anders als in den 90ern ist die Pflanze wissenschaftlich viel besser erforscht. Allgemein gilt sie als sicher und vorteilhaft", sagt der Forscher Zbigniew Dumienski von der Universität Auckland in Neuseeland.

In Deutschland wird Kava in Kapseln gegen Schlafstörungen, bei Ängsten und gegen Nervosität verkauft. In Florida gibt es eine etablierte Kava-Szene. In New York haben bislang drei Kava-Cafés eröffnet, zwei davon in Bushwick. Dort scheint die Zielgruppe groß: Menschen Mitte 20, die gerade eine stressige Karriere starten, um Beziehungen kämpfen, unter Verkehrschaos und der Präsidentschaft von Donald Trump leiden.

"Mein letzter Job machte mir große Sorgen und Kava hat mir dabei sehr geholfen", sagt der Finanzanalyst Phil Mai. Der 25-Jährige sitzt mit seiner Freundin im "House of Kava". "Früher habe ich zwei- bis dreimal pro Woche Alkohol getrunken und mich am Wochenende manchmal richtig besoffen."

Die Atmosphäre im "House of Kava" ist sehr entspannt: Eine Frau zeichnet, eine andere liest, die Menschen sprechen sanft miteinander. Lautes Stimmengewirr wie sonst in den New Yorker Bars herrscht hier nicht.

Als Stowe vor zwei Jahren sein "Brooklyn Kava" eröffnete, war er nicht sicher, ob das eine gute Idee sei. "Die Leute kannten Kava nicht", sagt der 31-Jährige. In jüngster Zeit ist sein Café oft brechend voll, er plant bereits weitere Lokale.

Der Unternehmer macht dafür einen neuen Stressfaktor im demokratischen New York aus: Trump. "Ich hasse es, das zu sagen", meint Stowe. Aber vermutlich habe der Präsident seinem Geschäft zum Erfolg verholfen.

Ressort: Gastronomie

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 19. Februar 2018: PDF-Version herunterladen

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