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Interview

Das optimale Selfie: "Links ist attraktiver"

Felix Lieschke

Von Felix Lieschke

Di, 27. Juni 2017 um 10:02 Uhr

Panorama

Der Winkel entscheidet: Das optimale Selfie schummelt mal eben 15 Kilo weg und zeigt nur die Schokoladenseite. Der Psychologe Tobias Schneider über den optimalen Schuss im Interview.

Psychologe Tobias Schneider  | Foto: Tobias Schneider
Psychologe Tobias Schneider Foto: Tobias Schneider
BZ: Herr Schneider, wie viele Kilos kann ich bei einem Selfie über die Kameraposition wegretourschieren?
Schneider: Je nachdem in welchem Winkel Sie Ihren Arm halten, können Sie bis zu 15 Kilogramm an wahrgenommenem Gewicht einsparen.

"Wer besonders stark aussehen möchte, kann sich von unten fotografieren."

BZ: Wie sollte ich mein Telefon dafür halten?
Schneider: In der Studie haben wir einen Winkel von 30 Grad dafür angesetzt. Das Telefon wäre also leicht oberhalb des Kopfes. Menschen, die von unten fotografiert werden, wirken umgekehrt eher etwas kräftiger.

BZ: Im Film nennt man das doch die Froschperspektive: Menschen können auf die Art größer und stärker wirken. Muss ich mich in Zukunft entscheiden, schön oder stark?
Schneider: Ja, das stimmt, es gibt Studien dazu, dass wir von unten vor allem dominanter auf andere Menschen wirken. Wenn man sich besonders schmeichelhaft darstellen und vielleicht die Problemzonen kaschieren möchte, sollte man die Kamera eher etwas höher halten. Wer besonders stark aussehen möchte, kann sich von unten fotografieren.

BZ: Wie sind Sie bei der Studie vorgegangen?
Schneider: Wir haben von echten Gesichtsbildern 3-D-Gesichter angefertigt. Diese Modellgesichter haben wir in sieben verschiedenen Selfie-Positionen in Szene gesetzt, welche die Probanden beurteilen mussten.

BZ: Nach welchen Kriterien?
Schneider: Wir haben Intelligenz, Attraktivität, Hilfsbereitschaft, das Gewicht und die wahrgenommene Dominanz abgefragt.

"Die rechte Gesichtshälfte wird als intelligenter wahrgenommen."

BZ: Ich habe vorhin überlegen müssen, welche Hand ich überhaupt für ein Selfie nehme. Gibt es da Unterschiede?
Schneider: Es gibt einen sogenannten Right-Side-Bias. Da die meisten Menschen rechtshändig sind, gibt es die Neigung, die rechte Hand zu benutzen, und uns auch von rechts zu fotografieren. Das konnte man sogar in der Kunst sehen. Porträts von Künstlern, vor allem Selbstporträts, wurden überwiegend von der rechten Seite gemacht. Linkshänder haben es bei Selfies ein bisschen leichter, da sie ihre linke Gesichtshälfte leichter in die Kamera drehen können. Bilder wirken dadurch etwas attraktiver, die linke Seite ist die attraktivere Seite.

BZ: Sollten Rechtshänder eher die linke Hand nehmen?
Schneider: Das wäre eine Idee, man kann den Kopf auch leicht drehen, wenn die Kamera rechts ist. Dadurch kommt die linke Gesichtshälfte etwas prominenter ins Bild.

BZ: Also ist die linke Seite per se die Schokoladenseite?
Schneider: Nein, das kann man so nicht sagen. Wir haben in unserer Studie auch gefragt, wie sympathisch ein Gesicht wirkt. Es ist so, dass die rechte Seite sympathischer gewirkt hat. Außerdem wird die rechte Gesichtshälfte als intelligenter wahrgenommen. Andere Studien haben gezeigt, dass Naturwissenschaftler in ihren Bewerbungsbildern häufiger die rechte Gesichtshälfte hervorheben. Links ist attraktiver, häufig auch emotionaler; rechts wird eher intelligenter und hilfsbereiter wahrgenommen.
Zur Person

Tobias Schneider (29) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.

Ressort: Panorama

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Di, 27. Juni 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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