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Albersdorf

Mit Fell und Knochenflöte: Treffen der Steinzeitfans

  • Wolfgang Runge (dpa)

  • Mo, 31. Juli 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

Das Lagerfeuer flackert und knistert, drumherum hocken Menschen in Fellüberwurf und Lederoutfit: Eine Woche lang hatten sich in Albersdorf Fans der Frühgeschichte versammelt.

Steinzeitfans im Supermarkt: Szene aus Albersdorf  | Foto: dpa
Steinzeitfans im Supermarkt: Szene aus Albersdorf Foto: dpa
Es war das "erste große Steinzeittreffen seit der Steinzeit". So nennt es jedenfalls Rüdiger Kelm, der Geschäftsführer des Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf. Europaweit hätten sich rund 100 Experimental-Archäologen, Archäotechniker und Museums-Pädagogen der Steinzeit-Forschung verschrieben, sagt Kelm. Rund zwei Drittel davon seien gekommen, um sich in wissenschaftlichen und handwerklichen Fragen austauschen.

Dabei geht es nicht um experimentelle Archäologie. "Wir machen keine Experimente, um neue Erkenntnisse zu gewinnen", erklärt Organisator Werner Pfeifer. "Wir geben unser Spezialwissen untereinander weiter." Das Treffen läuft auch nicht streng steinzeitlich ab: "Es wird nicht unbedingt mesolithisch gekocht", sagt Pfeifer. Morgens und mittags brutzeln sich die Teilnehmer zwar ein steinzeitlich anmutendes Essen über dem Feuer, das Abendessen kommt aber von einer Cateringfirma. Pfeifer: "Damit wir mehr Zeit haben für Vorträge und Workshops.

Die Steinzeit, sagt er, sei die Epoche, in der die Menschheit am längsten auf der Erde unterwegs war, sagt Pfeifer. Sie gliedert sich in drei Teile: Die älteste, die Altsteinzeit, ist die Zeit der Eiszeitjäger. Damals machten Menschen gemeinsam Jagd auf große Tierherden – Rentiere, aber auch Mammut-Gruppen. Die Menschen der Mittelsteinzeit lebten in einer Landschaft, die unserer heutigen auch vom Klima her sehr ähnlich war – als Jäger, Sammler und Fischer. Danach folgte die Jungsteinzeit mit frühen Ackerbauern und Viehzüchtern, die erst vor 4000 Jahren zu Ende ging.

Um die "Zeitreise" von Wissenschaftlern und Besuchern möglichst authentisch zu gestalten, versucht der Steinzeitpark eine Landschaft wie vor 5000 bis 6000 Jahren herzustellen. "Sowohl im Waldbereich wie auch im offenen Land", sagt Kelm. Auf dem Gelände findet man eine originalgetreu nachgebaute steinzeitliche Bauernsiedlung mit Häusern, aber auch Hütten und Jurten der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler.

Die Experimentalforscher wollen das Steinzeitleben in der Steinzeit nicht romantisieren – und würden nicht tauschen wollen. "Wenn du 100 Prozent in der Steinzeit lebst, kann schon ein kleines Problem mit den Zähnen zum größten Problem der Welt werden, eine kleine Schnittverletzung kann den Tod bedeuten", sagt Archäobotaniker Jake Newport.

Er träume aber immerhin davon, in 10 oder 20 Jahren eine Hütte in der Wildnis zu besitzen, um dort einige Wochen im im Jahr zu leben: "Ohne Handy, ohne Stress."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 31. Juli 2017: PDF-Version herunterladen

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