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Schweißgebadet aus dem Simulator

  • Thomas Körbel (dpa)

  • Di, 23. Januar 2018
    Panorama

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst bereitet sich in Russland auf seine nächste Mission vor / Im Juni fliegt er zur Raumstation ISS.

Alexander Gerst (rechts) und seine Kol...rokopjew und  Serena Auñón-Chancellor   | Foto: dpa
Alexander Gerst (rechts) und seine Kollegen Sergej Prokopjew und Serena Auñón-Chancellor Foto: dpa

SWJOSDNY GORODOK. Deutschlands nächster Mann im Weltall arbeitet derzeit hart, um sich auf seine zweite ISS-Mission vorzubereiten. Als erster Deutscher darf Alexander Gerst die Raumstation sogar kommandieren. Ein Besuch beim Training im Ausbildungszentrum, wo schon Raumfahrtlegende Gagarin übte.

Im Sternenstädtchen bei Moskau steht Alexander Gerst, dem nächsten deutschen Astronauten im All, an diesem Vormittag ein Kampf ums Überleben bevor. Er absolviert eine Trainingseinheit im Simulator einer Sojus-Raumkapsel im Kosmonauten-Trainingszentrum vor den Toren der russischen Hauptstadt. "Wir trainieren sehr hart an diesem Fahrzeug", sagt Gerst. "Manchmal lassen die Trainer 10 bis 15 Probleme gleichzeitig auf uns einprasseln, während auf einem echten Flug normalerweise gar nichts passiert."

Während der Übungen gehe die Crew an seine Grenzen. "Es gibt immer wieder Tage, wo man aus dem Trainer herauskommt, und man ist schweißnass gebadet", erzählt Gerst. Im weißen Sokol-Raumanzug gleitet der athletisch gebaute "Astro-Alex" – sein Spitzname gewordener Twitter-Name – durch die Luke in den Simulator. Die Übung beginnt.

40 Jahre nach dem ersten Raumflug eines Deutschen, des DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn im August 1978, bereitet sich der 41-jährige Gerst auf seine zweite Mission im All vor. Als der Geophysiker aus Künzelsau, nordöstlich von Heilbronn, 2014 zum ersten Mal die Erde verließ, war er der elfte deutsche Raumfahrer und der dritte auf der Internationalen Raumstation (ISS).

Gemeinsam mit dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor wird Gerst voraussichtlich Anfang Juni für gut fünf Monate zur ISS aufbrechen. Dabei wird dem Astronauten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA sogar eine besondere Ehre zuteil: Im zweiten Teil seiner Mission "Horizons" wird er für einige Monate als erster deutscher Kommandant der ISS. Das bedeutet für Gerst nicht, das Team herumzuscheuchen. "Viele Leute denken, als Kommandant gibst du Kommandos. Aber so ist es überhaupt nicht", sagt er bescheiden. Natürlich sei er es aber, der im Notfall die Entscheidung treffen müsse. "Aber die meiste Zeit ist es meine Rolle, den Kollegen zu helfen, sicherzustellen, dass sie haben, was sie brauchen."

Generationen von Kosmonauten und Astronauten wurden seit den 1960er Jahren im Sternenstädtchen (Swjosdny Gorodok) ausgebildet. Bis heute ist es ein streng abgeriegelter Ort. Wachleute kontrollieren am Schlagbaum Pässe. Nur wer angemeldet ist, darf rein. "Auch ehemalige Kosmonauten wohnen hier noch", sagt Dmitri Schukow, der hünenhafte Sprecher des Zentrums.

Alexander Jufkin ist der Herr der Zentrifugen. Stolz präsentiert er das Modell CF-7 – eine Kabine an einem sieben Meter langen Arm aus Stahl. "Alles ist simpel und zuverlässig", sagt der Leiter der Trainingseinheit, der sich auch schon Gerst unterziehen musste. Wenn sich der Rotor in Bewegung setzt, kann er das 20-Fache der Erdbeschleunigung (g) simulieren. "Mit den Kosmonauten trainieren wir aber nur bis maximal 8 g", sagt Jufkin. Ein normales Passagierflugzeug erreicht Werte von etwa 1,2 g.

Für Gerst steht der Flug mit der russischen Kapsel vom Typ Sojus-MS auf dem Plan. "Um dieses Raumschiff steuern zu können, muss man ein Jahr Theorie über sich ergehen lassen", sagt er. Wladimir Ossokin, Leiter des Sojus-Trainings, ist zufrieden mit Gersts Entwicklung. "Natürlich ist er bereit für den Flug", sagt er anerkennend.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 23. Januar 2018: PDF-Version herunterladen

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