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Schulpolitik

Das Land regelt die gymnasiale Oberstufe neu

Axel Habermehl

Von

Mi, 11. Oktober 2017 um 00:00 Uhr

Südwest

Der Weg zum Abitur wird abgeändert. Die Reform hilft Spezialisten und stärkt die Naturwissenschaften. Welche Änderungen sind im Einzelnen geplant und was sind die Ziele? Ein Überblick.

Das Land reformiert mal wieder den Weg zum Abitur.  | Foto: dpa
Das Land reformiert mal wieder den Weg zum Abitur. Foto: dpa

Gut 15 Jahre nach der bisher letzten großen Umstellung reformiert das Land die gymnasiale Oberstufe und die Abitur-Prüfungen. Welche Änderungen sind im Einzelnen geplant und was sind die Ziele?

Was ändert sich?
Bisher belegen Schüler in der Oberstufe fünf Kernfächer auf erhöhtem Niveau mit je vier Wochenstunden. Verpflichtend dabei sind Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache. Das vierte Fach kann man wählen. Künftig gibt es nun drei Leistungsfächer auf erhöhtem Niveau mit je fünf Wochenstunden. Zwei Leistungsfächer wählen die Schüler aus den Fächern Deutsch, Mathe, Fremdsprachen und Naturwissenschaften. Das dritte ist frei wählbar. Auch Musik, Bildende Kunst und Sport können also Leistungsfach sein.

Was ist mit den übrigen Fächern?
Sie werden als Basisfächer belegt, wobei Deutsch, Mathe, Sprachen und Naturwissenschaften als Basisfächer dreistündig unterrichtet werden, alle anderen zweistündig. Im bisherigen System werden alle Fächer neben den fünf Kernfächern zweistündig unterrichtet.

Was ändert sich für
die Abi-Prüfungen?

Es wird drei schriftliche und zwei mündliche Prüfungen geben. Bislang waren es vier schriftliche und eine mündliche. Schriftlich müssen die Schüler in allen drei Leistungsfächern ran. Deutsch und Mathe sind als Prüfungsfächer – schriftlich oder mündlich – verpflichtend. Die bisherige Präsentationsprüfung wird abgeschafft. Stattdessen sind zwei klassische mündliche Prüfungen vorgesehen: Sie besteht aus 20 Minuten Vorbereitung und 20 Minuten Prüfung. Die ersten Betroffenen sind die Schüler, die 2019 in die Oberstufe kommen (Abi-Jahrgang 2021). Die Oberstufe beginnt bei G 8 mit Klasse elf, bei G 9 mit Klasse zwölf.

Wer besteht, wer nicht?
Schüler dürfen in keinem der fünf Prüfungsteile null Punkte haben, sonst fallen sie durch. Null Punkte in einer schriftlichen Prüfung können jedoch ausgeglichen werden, indem eine mündliche Zusatz-Prüfung im jeweiligen Fach abgelegt wird, bei der mindestens drei Punkte erreicht werden. Überdies gelten die bisherigen Regeln, etwa zu einer Mindest-Gesamtpunktzahl.

Was ist der Anlass der Reform?
Die Kultusminister-Konferenz (KMK) hat vergangenes Jahr Empfehlungen zur Reform der Oberstufen beschlossen. Diese setzt das Land nun um. Die KMK hatte sich darauf verständigt, dass von 2019 an in allen Bundesländern mindestens zwei und höchstens vier Fächer auf erhöhtem Leistungsniveau unterrichtet werden sollen. In Baden-Württemberg wurden bisher fünf Fächer auf erhöhtem Niveau belegt, künftig sind es noch drei. Die KMK will damit erreichen, dass die Anforderungen in allen Bundesländern angeglichen werden, damit das Abitur bundesweit besser verglichen werden kann. Dieses Ziel verfolgt die KMK auch auf anderen Wegen: Es gibt bereits bundesweit gültige Bildungsstandards für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Hinzu kommen künftig Bildungsstandards für Physik, Chemie und Biologie. Auch gibt es einen deutschlandweit gemeinsamen Pool von Abi-Prüfungsaufgaben, den die Länder nutzen können.
Wohin führt die Reform?
Es gibt mehr Raum für Spezialisierung: Schüler können stärker Schwerpunkte setzen, je nach Talent und Neigung. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagt: "Das Konzept geht besser auf die Begabungen der Schüler ein und erlaubt ihnen, die Fächer, die sie besonders interessieren, zu vertiefen und ihre individuellen Stärken zur Geltung zu bringen." Zudem werden die Naturwissenschaften gestärkt. Sie werden den Fächern Deutsch, Mathe und Fremdsprache gleichgestellt.

Wie kommen die Ideen an?
Gut, selbst bei der Opposition. Rainer Balzer (AfD) erklärte: "Zumindest in Ansätzen kommt das ,Reförmchen’ einer verstärkten Leistungsorientierung entgegen, wie sie die AfD in ihrem Programm fordert". SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sieht einen ersten Schritt, forderte aber auch Verbesserungen bei der Lehrerausbildung und der Lernkultur am Gymnasium. Timm Kern (FDP) begrüßte die zusätzlichen Wahlmöglichkeiten, mahnte aber an, die Gesellschaftswissenschaften nicht zu vergessen. Auch die Bildungsgewerkschaft GEW und der Arbeitgeberverband begrüßten die Pläne.

Ressort: Südwest

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Mi, 11. Oktober 2017:
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