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Südwesten

Tiefster Grundwasserpegel seit mehr als 100 Jahren – Bäche drohen auszutrocknen

  • dpa

  • Mo, 06. Februar 2017, 11:01 Uhr
    Südwest

Die Grundwasserspiegel im Südwesten sind historisch niedrig. Experten fürchten, dass Bäche oder Flussabschnitte in der Folge austrocknen könnten - und hoffen deshalb auf "viele Wochen Sauwetter".

Auch die Elz bei Riegel hat derzeit Niedrigwasser.  | Foto: André Heid
Auch die Elz bei Riegel hat derzeit Niedrigwasser. Foto: André Heid
Nach monatelanger Trockenheit sind die Grundwasserstände in Baden-Württemberg auf historischem Tief und fallen weiter. "Seit 1913 war es nicht mehr so schlimm", sagt Wasser-Experte Michel Wingering von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Das könne im Lauf des Jahres zum Problem für Fließgewässer und deren Ökosysteme werden. "Solche Gewässer führen relativ früh dann Niedrigwasser und können in Teilen ganz austrocknen."

"Wir werden es nicht mehr auf normales Niveau schaffen." Michel Wingering
Die Zeit, in der Grundwasserreserven nach dem vorangegangenen Sommer sich normalerweise durch Niederschläge oder Schneeschmelze erholen, sei bereits zur Hälfte verstrichen. "Wir werden es nicht mehr auf normales Niveau schaffen", sagte Wingering. Der Prozess der Erholung habe noch nicht einmal begonnen. Erst müsse der Boden auftauen, dann müssten Niederschläge oder langsam schmelzender Schnee den Boden durchnässen und sättigen, bevor überhaupt Wasser durchsickern und in die tiefen Schichten vordringen könne. "Das dauert."

Niedrigwasser bedeutet Gefahr für Fische und Bäume

Zu wenig Grundwasser könne für Flüsse dramatisch sein, ergänzte Uwe Bergdolt, der sich bei der LUBW mit Fließgewässern beschäftigt. Sie wärmten sich schneller auf, das könne zu Sauerstoffabfall und schlimmstenfalls auch zum Sterben von Fischen und im Wasser lebenden Kleinstlebewesen führen.

Auch für Bäume, die sich über ihre tiefen Wurzeln mit Feuchtigkeit versorgen, bedeuteten niedrige Grundwasserpegel Stress, sagte Johannes Enssle vom Naturschutzbund Nabu. Noch heute sehe man so manchem Baum die Folgen des Dürresommers von 2003 an. Landwirte, die etwa ihre Erdbeerfelder über das Grundwasser wässern, könnten ebenfalls in Schwierigkeiten kommen.

Auch den Quellen im Schwarzwald macht die Trockenheit zu schaffen: Diesen Winter schütten die Schwarzwälder Quellen so wenig Wasser wie sonst nur im Hochsommer. Noch wird das Trinkwasser nicht knapp, dennoch werfen die Wassermeister in Münstertal und Staufen täglich besorgte Blicke auf ihre Rechner, wenn sie die Quellwassermengen ablesen. Die außergewöhnlich geringen Niederschlagsmengen im vergangenen Herbst und vor allem im Dezember sorgen für einen deutlichen Rückgang der Quellschüttungen, auch die Grundwasserstände sind unterdurchschnittlich.

Nicht in Gefahr: die Trinkwasserversorgung

Generell gilt: Die Trinkwasserversorgung im Südwesten ist nach Worten des Zweckverbandes Landeswasserversorgung (LW) nicht in Gefahr. Zwar sei der Stand des großen Wasserspeichers unter der Schwäbischen Alb einen Meter unter dem langjährigen Mittel. Der Zweckverband sorge bei solchen Wetterlagen aber vor: "Wir schauen dem Wettergeschehen nicht einfach zu, sondern schonen längst unsere Grundwasserreserven und greifen auf Flusswasser der Donau zurück", sagte der LW-Sprecher.

Sollte es weiterhin wenig regnen, bekommen aber etwa Aussiedlerhöfe Schwierigkeiten, die nicht an das kommunale Wassernetz angeschlossen, sondern auf eigene Quellen angewiesen sind. "Die sitzen dann auf dem Trockenen und müssen Wasser von außen heranschaffen." Die Experten setzen nun auf viel Niederschlag im Frühjahr. "Was wir jetzt brauchen, sind viele Wochen Sauwetter", sagt Wingering.

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Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 07. Februar 2017: PDF-Version herunterladen

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