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Das erste eigene Konto

  • Falk Zielke (dpa)

  • Sa, 18. Mai 2019
    Wirtschaft

Trotz Taschengelds und Schülerjobs – nicht jedes Kind braucht eine eigene Bankverbindung / Prepaid-Kreditkarten für Minderjährige.

Für Kinder besonders wichtig: Die Bank sollte am Wohnort erreichbar sein.  | Foto: Malyeuski Dzmitry /Grodno
Für Kinder besonders wichtig: Die Bank sollte am Wohnort erreichbar sein. Foto: Malyeuski Dzmitry /Grodno

POTSDAM. Erwachsene kommen nicht ohne ein eigenes Konto aus. Aber was ist mit dem Nachwuchs? Gibt es ein Alter, von dem an Kinder ein eigenes Konto haben sollten? Und welche Bedingungen sind für Minderjährige wichtig? Verbraucherschützer wissen Rat.

Mit dem ersten eigenen Konto fürs Kind sollten Eltern lieber warten. "Ein Girokonto braucht man im Grunde erst, wenn regelmäßige Einkünfte bezogen oder Zahlungen wie Miete, Stromrechnungen oder Abos zu leisten sind", sagt Niels Nauhauser, der Leiter der Abteilung Altersvorsorge, Banken, Kredite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Also mit dem ersten Nebenjob, mit der Ausbildung oder wenn man bei den Eltern auszieht", erläutert der Finanzexperte.

Ähnlich sieht das Erik Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Potsdam: "Vor einem Alter von zehn Jahren ist das nicht unbedingt sinnvoll." Der Grund: Für jüngere Kinder sei der Umgang mit Geld in der Regel etwas Abstraktes. "Die freuen sich oft mehr, wenn sie das Taschengeld direkt von den Eltern ausgezahlt bekommen", meint Schaarschmidt. Dadurch werde das etwas sperrige Thema für Kinder erfahrbar. "Münzen kann ich schließlich in der Hand halten."

Banken und Sparkassen bieten Konten aber auch schon für Jüngere an. Sparkonten gibt es nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) sogar für alle Altersstufen, ein eigenes Kinderkonto frühestens ab dem siebten Lebensjahr. Erst ab diesem Alter gelten Kinder als beschränkt geschäftsfähig. Bis das Kind volljährig ist, tragen die Eltern aber die Verantwortung. In der Regel führen Banken Konten minderjähriger Kunden daher ausschließlich auf Guthabenbasis.

Bei der Suche nach dem passenden Konto ist es sinnvoll, einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Nach Einschätzung der Stiftung Warentest lohnt sich die Hausbank der Eltern nur dann, wenn wirklich alle Kriterien passen. Immer wichtig ist aus Sicht der Experten: Die Kontoführung sollte kostenlos sein, und auch für die Karte zum Konto sollten keine Gebühren anfallen. Ein weiterer wichtiger Punkt: "Die Bank sollte erreichbar sein am Wohnort", sagt Schaarschmidt.

"Wichtig sind in jedem Fall genügend Automaten fürs kostenlose Geldabheben", erläutert der Verbraucherschützer. Wer auf dem Land lebe und sein Konto bei einer Direktbank habe, die dort aber keine Automaten betreibt, müsse mit hohen Kosten rechnen. Geldabheben an fremden Automaten kann bis zu fünf Euro je Abhebung kosten.

Für Auslandsreisen – zum Beispiel bei einem Schüleraustausch – ist eine Kreditkarte sinnvoll. Für Minderjährige gibt es meist Prepaid-Karten, die mit Guthaben aufgeladen werden können. Eine normale Kreditkarte gibt es nur für Volljährige. Bei beiden Kreditkarten-Arten sind die Gebühren laut Stiftung Warentest sehr unterschiedlich, von kostenfrei bis 42 Euro im Jahr.

Guthabenzinsen sind, genauso wie bei Konten für Erwachsene, derzeit meistens nicht die Rede wert. Nach Angaben der Stiftung Warentest gibt es selten mehr als 0,5 Prozent – eher weniger. Regionale Banken bieten meist etwas höhere Zinsen als überregionale. Einige Sparkassen zum Beispiel zahlen drei Prozent Zinsen für Einlagen bis maximal 1000 Euro.

Vor der Kontoeröffnung auf versteckte Kosten achten

Eine Einschränkung gibt es aus Sicht von Nauhauser bei Konten von Filialbanken: Sie sind zwar für Jugendliche meist kostenfrei. "Allerdings kann das nach Wegfall bestimmter Voraussetzungen wie dem Alter oder dem Ende der Ausbildung extrem teuer werden", betont der Verbraucherschützer. Eine Alternative sind Girokonten bei Direktbanken. "Die haben überdies den Vorteil, dass man sich nicht auf die üblichen Verkaufsgespräche in der Filiale einlassen muss." Schließlich brauche, wer wenig Geld hat, "in der Regel weder Bausparvertrag noch Rentenversicherung".

Fragen sollten Eltern nach den Kosten für einzelne Dienstleistungen: Manche Banken stellen für jede Überweisung 1,50 Euro in Rechnung. Unter Umständen kann es daher sinnvoll sein, gleich ein Online-Konto zu eröffnen. Hier können die Jugendlichen nicht nur den Kontostand checken, sondern auch Überweisungen selbst tätigen.

Mit Erlaubnis der Eltern

Minderjährige brauchen für die Eröffnung eines Girokontos die Zustimmung ihrer Eltern. Unterschreiben müssen laut Stiftung Warentest in der Regel beide Elternteile. Ob eine Vollmacht reicht und somit nur ein Elternteil anwesend sein muss, hängt vom Geldinstitut ab. Sind Eltern getrennt, geschieden oder ist einer verstorben, geht der Sorgeberechtigte mit dem Kind zur Bank. Mitunter will diese dann aber die Sorgerechtsbestätigung, Scheidungs- oder Sterbeurkunde sehen.

Weitere Tipps zu Bankgeschäften mit Kindern: mehr.bz/kinderkonto

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 18. Mai 2019: PDF-Version herunterladen

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