Siemens will sein Turbinenwerk in Görlitz stillegen. Für die Stadt und die wirtschaftsschwache Grenzregion zu Polen wäre das ein Rückfall in die Nachwendezeit.
Sie haben alle Lichter ausgemacht. Fünf Minuten lang liegt die Siemens-Dampfturbinenfabrik an der Lutherstraße in Görlitz nun in völliger Dunkelheit. Vor der Einfahrt stehen Monteure und Arbeiter. Es ist windig und kalt. Aber dieses Zeichen muss sein. Erst vor Kurzem, Anfang Dezember, war der 125. Todestag von Werner von Siemens, dem deutschen Industriellen, Erfinder und Weltverbesserer. Als müsste in diesen Tagen alles im Unternehmen erstrahlen zu Ehren des verehrten Konzernbauers. Aber niemandem in Görlitz ist nach Feiern zumute. "Wenn das Werk hier geschlossen wird", sagt Ronny Zieschank, "dann stirbt von Siemens ein zweites Mal."
Zieschank ist 47, er hat Monteur gelernt, arbeitet seit 1986 im Görlitzer Werk, das viele Namen hatte und weit über hundert Jahre alt ist. Seit zwei Jahren ist er Betriebsrat. Er ...