Glücklich sieht sie nicht aus: Saída ist an diesem eisigen, grauen Wintertag neu in die Klasse gekommen. Sie hat schwarze Augen, lange Wimpern und schweigt. Die Ich-Erzählerin betrachtet sie genau, findet sie nett und versucht sich mit ihr anzufreunden. Sie sucht unter Tischen, Tafel und Pulten, ja sogar zwischen Buntstiften und in Manteltaschen nach Wörtern, um sich mit ihr zu verständigen. Umsonst. Dann zeichnet sie ihr ein Herz in den Schnee, und das Eis ist gebrochen: "Saída malte für mich ein mondförmiges Lächeln. Und sie duftete nach Orange, Datteln und Minze". Die Erzählerin beschließt, der neuen Freundin zu helfen. Nur wie soll das gehen – ohne Worte?
Saídas Traurigkeit ist riesig und die Erzählerin, die hilflos in eine Schublade in Saídas Kopf guckt, ist winzig. Was in Text und Bild surrealistisch anmutet, könnte sich vielleicht wirklich so fremd anfühlen. Wenn man wie Saída aus Marokko kommt, Arabisch spricht und eines Tages in einer deutschen Grundschulklasse sitzt. Weil Saída eine Freundin findet, ändert sich die trübe Stimmung. Warme Farben bestimmen die seitenfüllenden fantastischen Illustrationen von Sonja Wimmer. Die beiden Mädchen sind lustvoll am Wörtermalen und Lernen: "Ich mochte ihre Buchstaben. Und es gefiel mir, dass Saída .nnageb nesel uz elieZ red ednE ma" (arabische Schrift von rechts nach links). Auch beim Anschauen und Lesen des Buches macht es Spaß, überall Wörter und arabische Schriftzeichen zu entdecken. Plötzlich ist der Frühling da und Saída ist fröhlich. Saída bedeutet im Arabischen: die Glückliche.
Susana Gómez Redondo: Am Tag, als Saída zu uns kam. Roman. Aus dem Spanischen von Catalina Rojas Hauser. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016, 32 Seiten, 15,90 Euro. Ab 5.
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