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Blick hinter die Mauer

Stephanie Streif
  • Sa, 22. September 2018
    Neues für Kinder

Ein Leben hinter Gittern ist streng geregelt/ Ein Rundgang durch Freiburgs Gefängnis.

Leben auf engstem Raum Foto: Stephanie Streif
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Nördlich von Freiburgs Innenstadt steht eine hohe Mauer. Dahinter liegt das Gefängnis. Oder – so sagt man auch dazu – die Justizvollzugsanstalt, kurz JVA. Rund 700 Männer sitzen dort ihre Haftstrafe ab, etwa wegen Mordes oder schwerer Körperverletzung. Wie lebt es sich in einem Gefängnis?

Thomas Röther steckt einen großen Schlüssel ins Schloss und schiebt die schwere Türe zur Sicherheitsabteilung auf. Ein bisschen erinnert der Flur hier an ein Krankenhaus. Linoleum auf dem Boden, Leuchtröhren an der Decke und links und rechts jede Menge Türen. Thomas Röther ist Stockwerksbeamter. In der Sicherheitsabteilung sind die Problemfälle der JVA untergebracht, also die Männer, die gerne mal Krawall machen.

Röther erzählt, dass darum die allermeisten hier auch eine Zelle für sich alleine haben. "In anderen Abteilungen müssen sich Gefangene mitunter auch Zellen teilen." Viel Platz ist in so einer Zelle aber nicht. Röther zeigt in eine hinein, deren Tür gerade offen steht. Schrank, Bett, Tisch, Regale, Waschbecken – mehr passt nicht hinein. Gleich vorne bei der Zellentür ist das Klo, hinter einem kurzen Vorhang.

An der Zellenwand hängt viel Papier, darauf stehen mathematische Formeln. Röther erzählt, dass der Zellenbewohner sich gerade auf sein Abitur vorbereite. "Wir haben hier eine Schule, in der die Gefangenen ihren Schulabschluss nachholen können." Auch eine Ausbildung kann man in Freiburgs JVA machen, etwa zum Koch oder zum Schreiner. Gearbeitet wird im Gefängnis also auch: Unten im Hof, wo es auch einen Sportplatz, ein paar Fitnessgeräte und ein bisschen Wiese gibt, stehen die Werkstätten und eine Montagehalle, in der geschraubt, gefräst und gelötet wird. Gegen Geld. "Mit dem, was die Gefangenen hier verdienen, können sie sich Extras leisten, wie Schokolade oder ein TV-Gerät."

Der Tagesablauf im Gefängnis ist streng durchgeplant: Morgens um 6.45 Uhr werden die Zellen aufgeschlossen, dann geht es für viele zur Arbeit oder in die Schule. Zum Mittagessen kommen die Gefangenen zurück auf ihr Stockwerk. Danach ist wieder Arbeit oder Schule. Hofgang ist am Nachmittag, Freizeit dann am Abend. Manche kicken, spielen Schach oder besuchen einen Gitarrenkurs. Beim Freizeitprogramm darf aber nur mitmachen, wer seine Wut nicht an anderen auslässt.

Gefangene, die nicht arbeiten oder zur Schule gehen, sitzen in der Sicherheitsabteilung die meiste Zeit hinter verschlossener Tür. Nur morgens und mittags dürfen sie für ein halbes Stündchen raus, um duschen zu gehen oder sich auf dem Flur die Beine zu vertreten. Am Nachmittag gehen aber auch sie auf den Hof. In anderen Abteilungen stehen die Zellentüren länger offen. Ihre Abteilung dürfen die Häftlinge aber auch dort nur verlassen, wenn die Stockwerksbeamten ihr Okay geben. "Besuche, Telefonate, all das muss beantragt werden", erklärt Röther.

Rund 22 Jahre ist es jetzt her,
dass ein Gefangener versucht hat, aus dem Freiburger Gefängnis zu fliehen. Gelungen ist es ihm nicht. Die Mauern sind schon sehr hoch und sehr dick.

Ressort: Neues für Kinder

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