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Eine Facebook-Profil-Säuberung, bitte!

Fabian Fechner
  • Do, 18. September 2014
    fudder

Der Online-Dienst Scrubber verspricht, anstößige Inhalte in Social Media-Profilen zu finden – Unser Autor hat’s getestet.

fudder, Internet,  | Foto: Photographee.eu - Fotolia
fudder, Internet, Foto: Photographee.eu - Fotolia
Fast täglich wird uns eingetrichtert, uns im Internet doch bitte zu benehmen. Klar, es gibt Privatsphäre-Einstellungen, aber denen traut die überwachungsgebeutelte Generation PRISM nicht mehr. Deswegen halten wir uns lieber zurück, denn schließlich wird da immer ein zukünftiger Chef oder eine neue Freundin sein, die die Partybilder vom Wochenende nicht sehen oder die Scherze mit den Kumpels nicht lesen sollten. Profilsäuberungsdienste wie Scrubber versprechen, potenziell anstößige Postings auf Facebook und Twitter zu finden und dem Nutzer die Möglichkeit zu geben, sie zu löschen.

Seit 2009 bin ich bei Facebook und kann mich natürlich nicht mehr an jeden einzelnen Post erinnern. Zeit also, das Profil mal auf Hochglanz zu schrubben. Nach dem Start von Scrubber muss man der Anwendung zunächst den Vollzugriff auf das Facebook-Profil genehmigen – inklusive Freundesliste, Interessen und Statusmeldungen. Dann startet das Screening. Der Profilscan dauert eine Weile, dann das Ergebnis: Von meinen 792 Posts stuft Scrubber 20 als "kritisch" ein. Dieser Scan selbst ist noch kostenlos, 4,99 Dollar kostet der Premium-Dienst, mit dem man dann sehen kann, welche Posts denn genau von Scrubber als kompromittierend bewertet werden. In 17 meiner Posts hat das Programm potenziell obszöne Inhalte gefunden, drei weitere Male soll ich etwas geschrieben haben, das mit dem Thema Alkoholkonsum zu tun hat. Bereits bei den identifizierten Begriffen werden erste Schwächen des Programms auffällig: "Fuck", "Arschloch" und "Shit" können – je nach Zusammenhang – tatsächlich ein Problem darstellen. Aber "Flasche", "geil", "Fresse" und "Sense"?

Bei 80 Prozent der gefundenen, potenziell obszönen Inhalte handelt es sich um Worte, die nicht ich selbst, sondern Freunde von mir in Kommentaren verwendet haben. Ein Erasmus-Freund schreibt zum Beispiel unter eine meiner Statusmeldungen, dass wir mal wieder eine "Flasche" Bordeaux zusammen trinken sollten – schon stuft mich Scrubber als Alkoholiker ein. Mein schlimmster Post ist: "Who the fuck is Real Madrid?", geschrieben nach einem überraschenden Sieg meiner Lieblingsmannschaft über die Madrilenen. Solange ich nicht für einen Fan der Königlichen arbeiten will, brauche ich mir wohl keine Sorgen machen.

Der Nutzwert von Scrubber ist begrenzt. Weder waren die beanstandeten Wörter im jeweiligen Zusammenhang tatsächlich obszön, noch habe ich einen Großteil davon selbst gepostet. Das mag daran liegen, dass der Dienst für die deutsche Sprache noch nicht optimiert wurde. Das größte Manko bleibt jedoch: Scrubber kann keine Bilder identifizieren, auf denen man zum Beispiel alkoholische Getränke in der Hand hält und diese ganz offensichtlich auch schon konsumiert hat. Für den ernsthaften Nutzer wäre genau das allerdings sehr hilfreich.

Mehr Informationen unter      http://www.scrubber.social

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 18. September 2014: PDF-Version herunterladen

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