Account/Login

Meerestiere

Forscher wollen wissen, warum Wale nach New York kommen

  • dpa

  • Mo, 22. August 2016, 00:01 Uhr
    Panorama

Brooklyn Bridge und Empire State Building – diese Sehenswürdigkeiten in New York sind bekannt. Aber Wale? Auch die gibt es neuerdings. Die Tiere kommen immer näher an die Küste.

Touristenattraktion: Ein Buckelwal zeigt vor der Küste New Yorks seine Flossen.  | Foto: Artie Raslich
Touristenattraktion: Ein Buckelwal zeigt vor der Küste New Yorks seine Flossen. Foto: Artie Raslich
Forscher wollen nun herausfinden, warum – und wie es den Tieren im Hafen der Metropole geht.

Während im Hintergrund die Skyline von New York langsam immer kleiner wird, begrüßt die Naturforscherin Merryl Kafka die Gäste an Bord der "American Princess". Mit "thank you for being a-whale-able" – einem Wortspiel aus "available" für verfügbar und "whale" für Wal – leitet sie zum Anlass des Bootsausflugs über: Walbeobachtung.

Whale Watching for der Rockaway Halbinsel

Solche Ausflüge gibt es in New York erst seit einigen Jahren. Bislang bietet die "American Princess" als einziges Boot im Hafen der Stadt solche Exkursionen an. Dreimal die Woche fährt sie ab der vorgelagerten Halbinsel Rockaway im Stadtteil Queens rund vier Stunden lang durch die Gewässer vor New York und dem Nachbarbundesstaat New Jersey. "Bei bis zu 90 Prozent der Ausflüge sehen wir inzwischen Buckelwale", sagt Naturforscherin Kafka. "Das ist ein völlig neues Phänomen. Schon immer kamen die Tiere auf dem Weg von der Karibik, wo sie ihre Jungen bekommen, in den Norden hier vorbei, aber früher schwammen sie nicht so nah an die Küste. Seit etwa fünf bis sieben Jahren beobachten wir immer mehr."

Für Kafka, die rund 30 Jahre lang am New Yorker Schauaquarium in Coney Island gearbeitet hat, steht fest, dass die Gegend hier für die Wale wie ein neues Restaurant sei. "Die Wasserqualität wird immer besser und das Meer ist hier reich an Nährstoffen. Daran könnte es liegen, dass die Wale hierher kommen. Aber auch der Klimawandel und die globale Erwärmung der Meere könnten eine Rolle spielen. So genau wissen wir es noch nicht."

Die Forscher wollen nun wissen, wie es den Walen in New York geht

Nicht nur, warum die Wale näher an die Skyline von New York heranschwimmen, ist den Forschern noch nicht klar, sondern auch, wie es ihnen dabei geht. Der Hafen der Millionenmetropole, wo der Hudson River in den Atlantik fließt, ist einer der betriebsamsten der Welt, Tag und Nacht kreuzen Jetskis, Kreuzfahrtschiffe, Segelboote, Motorjachten und riesige Frachtschiffe. Dass Schiffslärm für Meerestiere schädlich sein kann, vermuten Wissenschaftler schon lange. Erst vor kurzem hatten Forscher Wale im Meer vor dem nordöstlichen US-Bundesstaat Maine untersucht und herausgefunden, dass Lärm sie stört. Wie der Krach auf die Wale wirkt, wird seit kurzem mit einer speziellen Boje untersucht. Das mit einem speziellen Mikrofon ausgestattete Gerät wurde von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) vor der Metropole ausgesetzt. Nach einem Jahr soll das Gerät wieder eingeholt und die Aufnahmen ausgewertet werden.

Auf der Walbeobachtungstour der "American Princess" lassen sich an diesem Tag zwar Dutzende Delfine blicken, aber keine Wale. "Das liegt wahrscheinlich an den Wetterbedingungen heute", sagt Kapitän Tom Paladino. "Alle Nährstoffe werden tief ins Wasser gedrückt, da brauchen die Wale nicht so oft an die Oberfläche zu kommen."

Der Vater des 68-jährigen Kapitäns hat die Bootsfirma gegründet, auch er selbst war sein ganzes Leben lang Kapitän. "Ich habe hier schon alles gesehen – Schildkröten, Haie, Rochen. Aber Wale sehe ich in dieser Gegend erst seit wenigen Jahren. Und dann im Hintergrund die Skyline – das ist doch wirklich etwas ganz Besonderes!"

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 22. August 2016: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel