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Freiburger Langzeitvermisstenfall

Maria H. äußert sich erstmals im Fernsehen zu ihrem Verschwinden

Frank Zimmermann
  • Fr, 16. November 2018, 08:49 Uhr
    Freiburg

Die 18-Jährige hat in einer RTL-Serie ein Interview gegeben, das viele Fragen offen lässt. Ob Bernhard H. sie missbraucht hat, gibt die junge Frau nicht an – wohl aber, dass sie sich heute als Opfer fühle.

Maria H. beim Interview mit RTL  | Foto: MG RTL D / Daniel Schoenen
Maria H. beim Interview mit RTL Foto: MG RTL D / Daniel Schoenen
Erstmals hat sich Maria H. in einem Interview mit einem Journalisten geäußert – dem privaten TV-Sender RTL sagte die 18-Jährige, die mit 13 Jahren im Mai 2013 verschwand und bis vergangenen August gemeinsam mit dem 40 Jahre älteren Bernhard H. auf Sizilien untergetaucht war: "Er wusste, was zu tun ist, ich brauchte nicht viel nachzudenken. Er hat immer eine Lösung für alles gewusst, auch wenn es nicht die richtige war im Nachhinein."

"Wo ist das Problem? Alter ist nur eine Zahl."

Bernhard H. zur minderjährigen Maria H.
Habe sie Zweifel bekommen, habe er abgewiegelt: "Er hat mir immer gesagt, du bist wie eine Erwachsene. Wo ist das Problem? Alter ist nur eine Zahl." Der Altersunterschied sei normal, auch wenn er nicht oft vorkomme.

Damit stellt sich die Frage, was für eine Art der Beziehung Maria H. mit Bernhard H. aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen führte. War er "bloß" Vaterfigur – dann wäre der Altersunterschied normal – oder sexueller Peiniger? In dem Fernsehinterview bleibt dies unklar, Maria H. spricht darüber nicht konkret – anders als die Sprecherin, die in dem Beitrag sagt: "Für sie erfüllte er in erster Linie die Vaterrolle."

Bernhard H. drohte dem Mädchen, sie müsse ins Heim, wenn sie zurückkehrt

Über den Beginn ihres Kontaktes zu Bernhard H. sagt Maria H.: "Als ich zwölf war, habe ich in ihm was anderes gesehen als er in mir." Er sei derjenige gewesen, der sie verstanden habe und mit dem sie ihre Probleme habe besprechen können. Im Nachhinein fühle sie sich als Opfer, das nichts hinterfragt habe; er habe gedroht, dass er bei einer Rückkehr ins Gefängnis und sie ins Heim komme.

Neu ist: Die Sprecherin behauptet in dem Beitrag, dass Maria H. nach ihrer Rückkehr nach Freiburg der Polizei seinen Aufenthaltsort, Licata auf Sizilien, verraten habe.

Ermittelt wird gegen den Anfang September auf der italienischen Insel Sizilien Verhafteten, der inzwischen ausgeliefert wurde, wegen des Verdachts der Kindesentziehung und des schweren sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Allerdings ist aus Ermittlerkreisen zu hören, dass es schwer werden könnte, dem Tatverdächtigen den Missbrauch nachzuweisen. Eine entsprechende Aussage von Maria H. gibt es nach BZ-Informationen nicht, offenbar ebenso wenig ein Geständnis des Verdächtigen.

"Jeden Tag, den ich da verbrachte, war ein Tag, den meine Mutter gezählt hat." Maria H. über ihr Verschwinden
Auch eindeutige Beweise, etwa auf dem Smartphone oder Computer, fehlen wohl. Die Staatsanwaltschaft will sich derzeit nicht zu den Ermittlungen äußern. Staatsanwältin Martina Wilke, Sprecherin der Behörde, verwies auf laufende Ermittlungen: "Es gibt nichts Neues."

In dem Beitrag für die RTL-Sendung "Explosiv Weekend" versetzt sich Maria H., die nach ihrer Rückkehr ihre anfangs gemachten Aussagen später revidierte und Lügen zugab, in die Situation ihrer Mutter: "Jeden Tag, den ich da verbrachte, war ein Tag, den meine Mutter gezählt hat." In dem TV-Beitrag ist die 18-Jährige mit ihrer Mutter offenbar im Wohnzimmer der Familie sitzend zu sehen.

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

Dossier: Fall Maria H.

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